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Tierethiker für Nachtfahrverbot von Mährobotern zum Schutz von Igeln

Die schwarzen Kulleraugen des Igels und sein spitzes Näschen haben einfach etwas Herziges an sich. Doch Mecki und seine Verwandten stehen auf der Roten Liste. Autos und Mähroboter setzen ihnen zu. Was man ändern könnte.

Die in Gärten eingesetzten Mähroboter bedrohen laut dem Tierethiker und Philosophen Konstantin Deininger zunehmend die Population von Igeln. Viele Geräte würden die Tiere nicht erkennen, während diese beim Herannahen solcher Roboter einfach ruhig stehen blieben, sagte Deiniger der “Süddeutschen Zeitung” (Mittwoch). Wenn ein Igel dann durch ein Messer verletzt werde, ziehe sich dieser oft in ein Versteck zurück und verende dort unbemerkt. Der 35-jährige Münchner, der an der Veterinärmedizinischen Universität Wien lehrt, plädierte deshalb für ein Nachtfahrverbot von Mährobotern. Denn gerade in der Dunkelheit seien die Tiere aktiv und damit gefährdet.

Ein Verbot könnte man nach Ansicht Deiningers gut begründen und erklären. Schließlich sei der Igel “das ikonische Wildtier bei uns”. Das Problem werde aber nicht allein durch Verbote gelöst. Man würde keine guten Mensch-Tier-Beziehungen gestalten, wenn eine Kommune nachts durch die Wohnviertel patrouillieren ließe. Ihm gehe es vor allem darum, die Menschen zu sensibilisieren, um in den Städten ein Verständnis dafür zu schaffen, dass diese Multi-Spezies-Räume für Menschen und Wildtiere seien.

Die größte Gefahr für Igel bleibe aber weiter das Auto, so der Experte. Vermutlich würden die meisten Tiere auf der Straße getötet. Ein weiteres Problem stellten aber auch Gärten dar, weil es dort viele Zäune gebe, in denen Igel stecken blieben und sich verletzten. Das führe oft zu Fleischwunden, in denen sich Maden absetzten, was unbehandelt einen qualvollen Tod bedeute. Der Einsatz von Pestiziden und Schneckenkorn in Gärten bedinge zudem, dass den Igeln die Nahrung fehle. Eine weitere Gefahr seien ungesicherte Pools und Teiche. Eine dort angebrachte Ausstiegshilfe könne die Tiere vor dem Ertrinken retten.

Generell seien Gärten, die nicht naturnah gestaltet seien, problematisch, führte der Tierethiker aus. Oft könne es schon sehr helfen, wenn man in einer Ecke einen Laub- oder Reisighaufen habe. “Man muss nicht unbedingt einen aufwendig gestalteten naturnahen Garten anlegen. Wichtig ist auch, Durchlässe in den Zäunen zu schaffen oder kleine Wasserstellen, wo die Igel trinken können.”

Deininger warnte davor, dass Ökosysteme irgendwann nicht mehr funktionierten und Akteure wie Igel ausfielen. Darunter leide dann das persönliche Wohlbefinden. Er erinnerte daran: “Auf der emotionalen Ebene identifizieren wir Menschen uns mit dem Igel, er ist omnipräsent, im Kindergarten fängt es an. Er ist der Gartenbewohner schlechthin.” Sollte der Igel eines Tages verschwunden sein, gehe ein vertrautes Stück Natur und damit Freude verloren.