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Theologen sollen altertümliche Vorstellungen in heutige Sprache übertragen

UK 21/2015, Andacht (Seite 3: „Zum Guten berufen“) und UK 24/2015, Leserbrief Burkert
Der Römerbrief ist tatsächlich ein Brief, ein Schreiben an eine antike Christengemeinde, keine Doktorarbeit für eine damalige Universität. Und Paulus mutet diesen Brief einer sehr gemischten Zuhörerschaft zu!
Da sollten einige wenige Sätze aus diesem Brief eine zu schwierige Perikope für die heutigen Schriftgelehrten sein?
Altertümliche Vorstellungen und Ausdrucksweisen wollen nach so großem zeitlichen Abstand natürlich in die heutige Sprache übertragen sein. Aber dafür sind die Theologen doch da!
Wenn Paulus geradezu testamentarisch seine Gedanken zusammendrängt und den Kern seiner ganzen Verkündigung in dem trostvollen Wort „vorherbestimmt“ fokussiert, dann darf das nicht gegen den Text und gegen alle paulinische Intention (Kapitel 9 und 11!) weichgespült und nach eigenem Belieben abgeändert werden.
Das Wort „vorherbestimmt“ ist durchaus nicht „missverständlich“, sondern Paulus sagt es sehr bewusst und durchaus verständlich den römischen Christen ebenso, wie er es uns heute zuspricht.
„Ich frage mich“ ist nicht die richtige Methode, um an eine schriftgemäße Antwort zu kommen. Da sollte man, gerade als Theologe, zuerst Paulus selbst und Augustinus, Luther und Calvin fragen.
Mit ihnen will auch ich bekennen: Gott sei Dank, tausendmal Dank, dass es nicht in meiner schwachen Entscheidung liegt, ob ich den Weg, die Wahrheit und das Leben finde, sondern dass unser aller guter Hirte auch mich auf meinen vielen Irrwegen längst gefunden hat.

Wolfgang Kopplin, Plettenberg