Nur einen einzigen Punkt sieht ein österreichischer Theologe, an dem die rechtspopulistische Partei FPÖ annähernd kirchliche Positionen vertritt. Doch der scheint für viele besonders wichtig zu sein.
Der österreichische Theologe Markus Schlagnitweit hält die meisten der von der rechtspopulistischen FPÖ vertretenen Positionen für unvereinbar mit christlichen Grundsätzen. Das sagte der Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs am Donnerstag dem Internetportal katholisch.de in Bonn.
Allerdings teilten offenbar längst nicht alle Katholiken in Österreich diese Einschätzung, fügte er hinzu. Zumal viele liberal eingestellte junge Menschen dazu tendierten, der Kirche den Rücken zu kehren: “Die älteren Menschen, die bleiben, sind dagegen von ihrem Grundprofil her eher konservativ eingestellt und neigen dazu, Positionen der FPÖ eher zu teilen.”
Das einzige Thema, bei dem die Partei aus seiner Sicht annähernd kirchliche Positionen vertrete, sei die Ablehnung der Abtreibung auf Krankenschein. Dieses allerdings sei “leider” für viele Kräfte in der Kirche die einzige wahlentscheidende Frage, so Schlagnitweit: “Dabei hätten wir so viele andere Themen, die ebenso wichtig sind.”
Unvereinbar seien kirchliche und FPÖ-Positionen unter anderem beim Thema Menschenrechte. Die Partei schreibe Menschen je nach ihrer Herkunft unterschiedliche Rechte zu, so Schlagnitweit weiter: “Das ist für mich als Christ ein grundsätzliches No-Go. Wie man das mit christlichen Werten in Einklang bringen kann, ist mir schleierhaft.”
Die politische Kommunikation der FPÖ fördere “Hate Speech”, ergänzte der Theologe. Das widerspreche allen moralischen Regeln. Die Partei habe zudem einen Gemeinwohl-Begriff, der die Gesellschaft spalte. Danach werde Demokratie als Herrschaft einer Mehrheit verstanden, während Minderheitenrechte nicht respektiert würden.
Der Theologe befürchtet auch Einschnitte beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, da die FPÖ als einzige Partei bereits eine eigene Fernsehanstalt habe. Medien, die möglichst objektive und geprüfte Informationen verbreiten, hält er aber für ein christliches Anliegen. Denn “Fake News” würden dem Gebot “Du sollst nicht lügen” widersprechen.
Schlagnitweit befürchtet weiter, Menschen mit Migrationshintergrund und nicht heterosexuelle Menschen würden als erste unter einer FPÖ-geführten Regierung leiden. Außerdem werde es “keine gute Sozialpolitik geben”, da man sich zwar als “Partei des kleinen Mannes” gebe, aber in Wahrheit vor allem “auf die Wirtschaftstreibenden und Vermögenden Rücksicht” nehme. Die Kirche werde von der FPÖ allein zwecks Brauchtumspflege geschätzt. Ihr sozialpolitisches Handeln dagegen sei von der Partei nicht gewünscht.