UK 48/2015, IS-Terror (Seite 1: Gebet „Gott, du bist unsere Zuflucht“)
„Ratlos, sprachlos, machtlos“ ist der Tenor des Gebetes unserer Präses für die Opfer der Terroranschläge. Hierzu hätte ich zwei Anmerkungen:
1. Am Anfang des Gebetes heißt es: „Wir begreifen nicht, dass Menschen zu solchen Taten fähig sind,…“. – Mit anderen Worten ließe sich auch sagen: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie (Lukas 18,11)…diese Terroristen.“ – Wieso wird nichts begriffen? – Ist unsere jüngste Vergangenheit bereits vergessen und werden keine Nachrichten mehr verfolgt? Alles Menschliche ist doch vom Menschen erklärbar und begreifbar. Spricht man mit dieser Bemerkung den Tätern ihr Menschsein nicht ab?
2. Später folgt: „Wir bitten für alle, die jetzt politische Verantwortung tragen, um Besonnenheit, damit die Macht des Staates gerade jetzt dem Recht dient und damit die Freiheit, die uns stark macht, erhalten bleibt.“ Von welcher Freiheit spricht Frau Kurschus und wozu macht sie uns stark? Gemeint ist doch wohl unsere politische und ökonomische Freiheit im Rahmen unseres kapitalistischen Systems, die uns zum Fußball- und Exportweltmeister, zur Massentierhaltung, zu einer vergifteten Umwelt, denaturierten Lebensmitteln, gravierendem Wohlstandsgefälle… führte. Freiheit nach Johannes 8,34 (Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht) ist sie jedenfalls nicht, denn ihr Hauptziel ist die frei konkurrierende ökonomische Entfaltung der Individuen, beruhend auf dem „Begehren“ schlechthin. Das Begehren ist die heilige Kuh, für die die biblischen Gebote – anscheinend auch bei den christlichen Kirchen – keine Schranken mehr bedeuten. Vielleicht wären hier Antworten auf „ ratlos, sprachlos, machtlos“ zu finden.
Helmut Huck, Billerbeck