Klare Worte in idyllischer Umgebung: Der leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea hat beim Bayerischen Kirchentag auf dem Hesselberg das selbstherrliche Verhalten und die Gier der Menschen für die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen verantwortlich gemacht. Gottes Geist wirke durch das Naturgesetz und halte die Welt zusammen, doch die Menschen benähmen sich „wie die Herren des Universums“, sagte der promovierte Theologe vor rund 8.500 Zuhörern. Der Kapitalismus betrachte die Welt „nicht als Gottes Schöpfung, sondern als marktfähige Ware“.
Urame nahm in seiner Predigt politische Schlagwörter der Industrieländer ins Visier: Die Zerstörung von Landschaft für Infrastruktur werde als Zivilisation bezeichnet, die Ausbeutung der Schöpfung als wirtschaftliche Entwicklung. Und trotz aller Klimakonferenzen gehe die Zerstörung der Erde ungebremst weiter. Der Wunsch nach Fortschritt habe die Menschen blind gemacht, so dass sie die Spuren Gottes in ihrer Umwelt nicht mehr sehen könnten. „Aber die Welt ist unser Zuhause und unser Überleben“, mahnte der Theologe.
Der Bischof verwies auf sein Heimatland im Pazifik, wo das Leben „vom Prinzip der Beziehung geleitet“ sei. „Beziehung definiert unsere Identität, unsere Stärke und unsere Spiritualität“, sagte Urame, der von 2001 bis 2006 mit seiner Familie im Auftrag des bayerischen Partnerschaftszentrums Mission EineWelt als Austauschpfarrer im Dekanat Oettingen gelebt hat. Der Heilige Geist sei für die Christen in Papua-Neuguinea „keine abstrakte Idee, sondern Gottes Kraft, die die Welt erhält“. Auch die Menschen in den Industrieländern müssten den Wert der Beziehung zwischen Gott, den Mitmenschen und der Umwelt wieder ins Zentrum ihres Lebens stellen.
Die bayerische Landeskirche unterhält seit Jahrzehnten eine Partnerschaft mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Papua-Neuguinea. Zu ihr gehören laut Mission EineWelt rund zwei Millionen Mitglieder.
Nach dem Gottesdienst begrüßte Landesbischof Christian Kopp in Vertretung der erkrankten Ansbacher Regionalbischöfin die Besucherinnen und Besucher bei bestem Kirchentags-Wetter. Er dankte seinem Amtskollegen aus Papua für dessen „inspirierende Predigt“ über Beziehung und menschliches Miteinander. „Kaum etwas ist notwendiger in diesen Zeiten, gemeinsam können wir viel erreichen für unser Land und alle Länder der Welt“, sagte Kopp.
Als „unglaubliches Rüstzeug für die großen Sinnfragen des Lebens“ bezeichnete Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den christlichen Glauben in seiner traditionellen Ansprache am Hesselberg. Ohne Christentum und Kirchen erleide der Staat einen „Verlust von Substanz, Fundament, Moral, Bürgerlichkeit“, sagte der bekennende Lutheraner. Das christliche Menschenbild präge die Gesellschaft in Deutschland, auch wenn die Mitgliedszahlen der Kirchen rückläufig seien. Dazu gehörten auch identitätsstiftende Symbole wie Kreuz und Kirchenglocken oder christliche Feiertage. Söder gab vor den vollbesetzten Stuhlreihen auf der Gottesdienstwiese das Versprechen: „In Bayern bleibt der Pfingstmontag ein Feiertag.“
Der Bayerische Kirchentag auf dem Hesselberg bei Gerolfingen ist nach Veranstalterangaben das größte evangelische Treffen Süddeutschlands. Er fand an diesem Pfingstmontag bereits zum 72. Mal statt. (1895/09.06.2025)