Der Umgang mit behinderten Menschen nach 1945 in Ost und West steht am 22. und 23. Mai im Mittelpunkt einer Fachtagung in Erfurt. Wie die Bundesstiftung Aufarbeitung am Donnerstag in Berlin mitteilte, soll es unter anderem um Alltagserfahrungen, gesellschaftliche Teilhabe und staatliche Politik gegenüber Menschen mit Behinderungen gehen. Erwartet werden Vertreter aus den Bereichen Forschung, Bildung und Erinnerungskultur.
Während der nationalsozialistische Massenmord an Kranken und Menschen mit Behinderungen nach Angaben der Stiftung relativ gut erforscht ist, stehe die Forschung zum Umgang mit Behinderung in Deutschland und Europa nach 1945 noch relativ am Anfang. Erste sozial- und kulturgeschichtliche Studien zum Leben von Menschen mit Behinderungen in Westdeutschland, der DDR und anderen Staaten Ost- und Ostmitteleuropas unterstrichen daher die Notwendigkeit einer vergleichenden Betrachtung.
Das noch junge Forschungsfeld der sogenannten „Disability History“ untersucht, wie und in welchen sozialen und kulturellen Kontexten Menschen auf der Basis bestimmter körperlicher, psychischer oder mentaler Merkmale den Kategorien „behindert“ und „normal“ zugeordnet werden.
Der Geschichtsdidaktiker der Universität Köln, Sebastian Barsch, wird den Angaben zufolge den Eröffnungsvortrag halten. Wer Geschichte inklusiv vermitteln wolle, müsse sich mit den historischen Konstruktionen von Behinderung auseinandersetzen, auch in Museen, Gedenkstätten und in der Bildungsarbeit, unterstrich Barsch in der Einladung zur Tagung.