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“Tagesspiegel” verzichtet wieder weitgehend auf Genderzeichen

Der Berliner “Tagesspiegel” verzichtet in seiner gedruckten Ausgabe künftig wieder weitgehend auf die Verwendung von Genderzeichen wie Sternen oder Doppelpunkten. Nach einer Experimentierphase gelte dies auch für die digitale Ausgabe des E-Papers, teilte die Chefredaktion der Tageszeitung am Dienstag auf Anfrage mit. Zuvor hatte die “Bild”-Zeitung darüber berichtet.

Es habe sich gezeigt, “dass sich eine stringente und für unsere Leserinnen und Leser nachvollziehbare Verwendung nicht herausgebildet hat”, hieß es. Vor allem Abonnentinnen und Abonnenten der beiden Produkte hätten “sehr deutlich darum gebeten, andere Formen der genderneutralen Sprache zu verwenden als den Genderstern oder den Doppelpunkt”.

Dem komme man mit der angepassten Richtlinie nun nach, hieß es weiter: “Wir verwenden, wo angebracht oder nötig, weiter beide sprachliche Genderformen (‘Künstlerinnen und Künstler’) und geschlechtsneutrale Beschreibungen (‘Studierende’).” Zugleich werde es Ausnahmen geben: darunter etwa Gastbeiträge, bei denen Autoren die Verwendung von Genderstern oder Doppelpunkt wünschen, oder – ebenfalls auf Wunsch – auch Antworten in Interviews. Außerdem gehörten Zitate, Texte der “Queerspiegel”-Redaktion sowie Texte, die die Sprache selbst thematisieren, zu möglichen Ausnahmefällen.

“Sprache befindet sich immer in einem gesellschaftlichen Veränderungsprozess, und wir beobachten diese Veränderungen auch beim Gendern weiter offen”, erklärte die “Tagesspiegel”-Chefredaktion: “Wir hatten vor drei Jahren als einzige der großen deutschen Tageszeitungen die Verwendung von Doppelpunkten und in Ausnahmefällen wie persönlichen Texten die Verwendung von Gendersternen freigegeben, die Diskussion darüber aber nicht für beendet erklärt.” Das sei sie auch heute nicht.