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Tag des Kusses – “Küssen ist intensiver und intimer als Sex”

Beim romantischen Küssen sind alle Sinne beteiligt – man schmeckt, riecht, hört, fühlt und sieht den anderen. Wenn Paaren diese Intimität auf Dauer verloren geht, ist das ein Warnsignal, warnt ein Psychotherapeut.

In rund jeder zweiten Partnerschaft geben sich Liebende irgendwann nur noch Begrüßungs- und Abschiedsküsse – wenn überhaupt: Davor warnt Psychotherapeut Wolfgang Krüger im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zum Internationalen Tag des Kusses am Sonntag. “Wenn wir uns nicht mehr küssen, ist das ein Frühwarnsignal dafür, dass etwas nicht stimmt, dass wir die Nähe zueinander verloren haben.”

Als romantischen Kuss – Mund auf Mund – definiert der Berliner Therapeut einen Kuss, der länger als zwölf Sekunden dauert. “Alle unsere Sinne sind daran beteiligt. Küssen ist intensiver und intimer als Sex”, so der Autor des Buchs “Küssen als Sprache der Liebe”. Miteinander schlafen könnten Paare auch, wenn sie im Konflikt seien – küssen funktioniere dann allerdings nicht. “Küssen setzt Vertrauen voraus”, sagt Krüger, der nach eigenen Angaben seit mehr als 40 Jahren als tiefenpsychologischer Psychotherapeut arbeitet. “Wenn ich vom anderen sehr verletzt oder enttäuscht bin, will ich das nicht mehr.”

Weiterhin sei Küssen nicht “die kleine Schwester von Sex” – Krüger zufolge ein gängiges Missverständnis. Während Männer romantische Küsse häufig als Türöffner für Sexualität wahrnähmen, gelte das für Frauen nicht. “Sie fühlen sich dadurch eher unter Druck gesetzt”, so der Psychotherapeut. Zugleich verlängere Küssen die Lebenszeit: “Es macht uns selbstbewusster, glücklicher und gesünder.”

Und lässt es sich lernen, gut zu küssen? “Küssen ist Ausdruck unserer Persönlichkeit”, sagt Krüger. Wer wenig Einfühlungsvermögen besitze, gehöre vermutlich nicht zu den besten Küssern: “Küssen ist wie ein Gespräch, bei dem es ums Zuhören und Reden geht.” Ein guter Kuss beginne langsam, stelle sich auf den anderen ein, überwältige ihn nicht und bringe schließlich noch das eigene Begehren ein. “Küssen ist also auch ein Instrument der Diagnostik. Man kann mit ihm feststellen, ob jemand partnerschaftstauglich ist.”