Artikel teilen:

Tag 6 – Spielplätze für das Heilige Land

Der Arbeitstag beginnt mit dem Ausladen des Containers. Der Bauplatz liegt auf einer Hochebene, die sich bei 35 Grad im Schatten in einen Backofen verwandelt. Arbeiten geht nur mit Hut, Sonnenschutzmittel und ausreichend Flüssigkeit … Von Heinz-Joachim Lohmann

Von Heinz-Joachim Lohmann

Mittwoch, 16.7.

Der Arbeitstag beginnt mit dem Ausladen des Containers. Der Bauplatz liegt auf einer Hochebene, die sich bei 35 Grad im Schatten in einen Backofen verwandelt. Arbeiten geht nur mit Hut, Sonnenschutzmittel und ausreichend Flüssigkeit. Bisher unterscheiden wir zwischen „Kitchen Group“ und „Working Group“. Die erste verantwortet Essenszubereitung, Abspülen, Tagebucheinträge und Abendprogramm. Die zweite arbeitet am Regenbogen. Beide wechseln täglich, so dass auf einen Tag körperlicher Anstrengung eine etwas entspanntere Tätigkeit folgt. Alle Teilnehmenden sind hoch motiviert und übernehmen ihren Teil ohne zu klagen, obwohl ihnen am Abend anzusehen ist wie hart sie geschuftet haben. Klaus und Claudia koordinieren die Baustelle in großer Ruhe und haben insgesamt sieben Arbeitstage vorgesehen. Zum ersten Mal fällt mir auf, dass wir uns in Galiläa befinden, ein kargen, heißes und steiniges Land. Die meisten Geschichten von Jesus spielen in diesem Landstrich.

Bisher arbeiten wir nur mit halber Gruppenstärke. Die Flüge für den Rest sind gebucht. Das Scheitern des Waffenstillstandes und Gerüchte um Raketenangriffe aus Libanon, Syrien und dem Iran beunruhigen einige in Deutschland. Die Gerüchte halten einer Überprüfung nicht stand. Der größte Teil der deutschen Gruppe verbrachte seit Samstag seine Zeit gemeinsam in Neuruppin. Wir bitten jede/n einzelne/n, sich nicht unter Druck zu setzen, unbedingt reisen zu müssen und für sich zu prüfen, ob die eigene Furcht vor dem Ungewissen beherrschbar bleibt.

Die Berichterstattung in der internationalen Presse führt zu Ausfall oder Einschränkung der meisten internationalen Jugendprojekte in Israel. Ein amerikanischer Chor sagt seine Auftritte ab, bei einem Zirkusprojekt in der Nähe kommt nur die Hälfte. Die Gruppe, die den anderen Teil des Paulushauses in Jerusalem buchte, verzichtet auf die Reise, so dass wir nun die Auswahl haben. Die (deutsche) Leitung des Hauses reagiert dankbar auf unsere Zusage. Die Diskrepanz zwischen den Medienberichten und unserem eigenen Erleben wächst täglich. Die Gruppe schläft auf dem Gelände, Abe, Rolf und ich laufen abends auf offener Straße nach Hause. Julian, der einzige junge Deutsche, der bereits mit uns ist, weil er vor dem Projekt eine Woche als Urlaub im Land verbrachte, erzählt, dass er sich sicher fühlt, weil sich alle einer ständigen Bedrohung bewusst sind, die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen und ein relativ ruhiger Umgang damit erfolgt.