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Tag 17 – Spielplätze für das Heilige Land

Text und Foto: Heinz-Joachim Lohmann Ido, der Psychiater, besucht uns, um auf Wiedersehen zu sagen. Er fliegt morgen zu einem internationalen Kongress nach Lissabon. Der Besuch ist ihm wichtig, weil ihm unser Projekt gefällt und ihn das Gespräch mit der Gruppe am vergangenen Sonntag beeindruckt hat …

Text und Foto von Heinz-Joachim Lohmann

Samstag, den 26.07.

Ido, der Psychiater, besucht uns, um auf Wiedersehen zu sagen. Er fliegt morgen zu einem internationalen Kongress nach Lissabon. Der Besuch ist ihm wichtig, weil ihm unser Projekt gefällt und ihn das Gespräch mit der Gruppe am vergangenen Sonntag beeindruckt hat. Er schildert, dass es häufig Begegnungen zwischen jüdischen und arabischen Israelis gibt, die verständnisvoll beginnen, aber bald auf dem Weg zu den alten Vorurteilen zurückkehren. Beim Zusammensein mit uns hatte er den Eindruck, dass es tatsächlich gelingt, eine neue Qualität im Miteinander zu erreichen. Rolf wirft ein, dass das in einer internationalen Gruppe einfacher sei, weil viele unterschiedliche Geschichten zusammenkommen.In Galiläa liege die Chance, beispielhaft für die Zukunft des ganzen Landes eine friedvolle Konvivenz von arabischen und jüdischen Israelis zu entwickeln. Ido stimmt dem zu und berichtet aus seinem Krankenhaus, in dem das Personal jeweils zur Hälfte aus Juden und Arabern besteht. Im Alltag spiele der Konflikt kaum eine Rolle, läge aber häufig bei Auseinandersetzungen um andere Themen unter der Oberfläche. Viele überwunden geglaubte Grundmuster leben weiter fort. Bei einer internationalen Tagung von Psychiatern habe der jüdische Kantor einer christlichen Gemeinde aus Potsdam zwei Lieder mit den Teilnehmenden angestimmt. Ein eher säkulares jüdisches Lied mit leichten religiösen Konnotationen und einen Choral aus der Johannespassion, dem Werk von Bach mit den stärksten antijüdischen Texten. Die danach aufkommenden Diskussionen hätten bis spät in die Nacht gedauert. Selbst stark säkularisierte Anwesende argumentierten in religiösen Begründungszusammenhängen, die sie normalerweise für sich ablehnen. Letztendlich ginge es um ein Identitätsproblem. Die arabischstämmigen Israelis fühlen sich als Teil der arabischen Gemeinschaft, werden aber von denen im Westjordanland als Verräter betrachtet. Zwei seiner eigenen Großeltern kommen aus Wien, ein Großvater aus Polen. Letztendlich müssten alle miteinander klären wie aus unterschiedlicher Herkunft, Zugehörigkeit und Loyalität eine neue, gemeinsame Identität entstehen kann.

Am Abend grillt Besans Vater, ein arabischer Israeli, für uns im Garten von Amiram Berge von Fleisch. (Die letzten beiden Wochen verliefen eher vegetarisch, weshalb durchaus international bei einigen ein deutlicher Erleichterungsseufzer zu vernehmen ist). Er berichtet von den Vorüberlegungen zwischen Amiram und ihm, ob es gut sei, solch ein Projekt durchzuführen. Jetzt sei er begeistert und voller Freude, einen Beitrag geleistet zu haben. Im Beruf arbeitet er als IT-Experte und engagiert sich ehrenamtlich in einem Projekt für arabisch-jüdische Zusammenarbeit, das vor allem von Juden in Amerika finanziert wird, aber auch EU-Geld erhält. Er ist stolz, dass seine Tochter zu einer starken Persönlichkeit herangereift ist, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.