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Studie: Viele Betriebe beschäftigen Rentner weiter

Eine neue Studie zeigt: Ruheständler bleiben gefragt. In mehr als jedem zweiten größeren Betrieb arbeiten Rentner. Warum Betriebe nicht auf das Wissen der Älteren verzichten wollen.

In bundesweit mehr als jedem zweiten Betrieb mit Betriebs- oder Personalrat arbeiten Menschen über das Renten- oder Pensionsalter hinaus. Das geht aus einer neuen Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Demnach berichten 55 Prozent von knapp 3.700 befragten Betriebs- und Personalräten in Deutschland, dass in ihren Einrichtungen Rentnerinnen und Rentner beschäftigt sind.

Die Auswertung beruht auf einer Befragung aus dem Jahr 2023. Nach Angaben der gewerkschaftsnahen Stiftung ist sie für Betriebe und Dienststellen mit mehr als 20 Beschäftigten sowie mit Betriebs- oder Personalrat repräsentativ.

Die Weiterbeschäftigung folgt laut Studie häufig einem festen Muster: 82,5 Prozent der Ruheständlerinnen und Ruheständler waren bereits vor dem Renteneintritt im selben Betrieb tätig und führen in der Regel ihre bisherige Aufgabe fort – meist mit reduzierter Stundenzahl und überwiegend in Minijobs. In den befragten Betrieben stellen Beschäftigte im Rentenalter im Schnitt 1,4 Prozent der Belegschaft. Überdurchschnittlich häufig sind sie in kleineren Unternehmen und im Dienstleistungssektor tätig; Unterschiede zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst sind gering.

Als Hauptgründe nennen die Räte den Bedarf an Wissen und Fähigkeiten der Älteren (86 Prozent). Knapp 57 Prozent verweisen auf fehlende andere Arbeitskräfte, fast ebenso viele auf flexible Einsatzmöglichkeiten. Vergünstigungen in Form weniger belastender Tätigkeiten seien unüblich; die Betroffenen hätten jedoch meist geringere Wochenarbeitszeiten, mehr Einfluss auf ihre Arbeitszeiten und leisteten keine Nacht- oder Schichtarbeit.

Vor dem Hintergrund der Regierungspläne für eine steuerlich begünstigte “Aktivrente” und erleichterte Befristungen warnen die Autoren Florian Blank und Wolfram Brehmer vor möglichen Nebenwirkungen. Im ungünstigsten Fall könnten Arbeitgeber die Förderung missbrauchen, ältere Beschäftigte schlechterstellen und Löhne drücken, heißt es. Die Wissenschaftler sehen die Gefahr eines “zweitklassigen Arbeitnehmerstatus” mit geringerem arbeitsrechtlichem Schutz für Ältere.