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Studie: Telefonseelsorge ist Vorbild für Zukunft der Kirche

Eine neue Studie beleuchtet die Telefonseelsorge in Bayern. Sie zeigt, wie kirchliche Angebote Menschen erreichen können und wer sich dort einbringt. Bei allem Lob werden auch Verbesserungsvorschläge formuliert.

Rund um die Uhr erreichbar, professionell organisiert und getragen von Ehrenamtlichen: Das gilt für die Telefonseelsorge in Bayern. Eine am Mittwoch in Nürnberg vorgestellte Studie dazu zeigt, wie kirchliche Angebote auch in Zukunft relevant sein können. Denn die Telefonseelsorge richtet sich den Autoren zufolge an alle, sie wird ökumenisch verantwortet, arbeitet eng mit externen Partnern zusammen. Zudem setze sie auf die Kraft des Ehrenamts und verfüge über hohe professionelle Standards. Das Angebot werde weithin geschätzt und bilde damit eine Brücke zwischen Kirche und Gesellschaft.

Laut der Untersuchung sind rund drei Viertel der Ehrenamtlichen in der Telefonseelsorge Frauen, bei den Hauptamtlichen knapp 70 Prozent. Die meisten Engagierten seien in den 1960er und 1970er Jahren geboren. Im Schnitt erwiesen sich diese als religiöser als Christen in Deutschland – obwohl ein Viertel der Mitarbeitenden aus der Kirche ausgetreten sei. Viele erlebten ihr Engagement als persönlich bedeutsam und gesellschaftlich sinnvoll. Die Autoren empfehlen, das Ehrenamt gezielt für Leute im “besten Alter” zu bewerben und zugleich mehr Diversität zu fördern.

Besonders relevant sei die Telefonseelsorge für Menschen in akuten Krisen oder mit individuellen Problemen, ergab die Untersuchung. Die rund um die Uhr erreichbare Hilfe sei ein Alleinstellungsmerkmal und solle unbedingt erhalten bleiben. Um deren Wirksamkeit zu erhöhen, werde empfohlen, etwa mit anderen Krisen- und Sozialdiensten zu kooperieren.

Die ökumenische Ausrichtung heben die Autoren besonders hervor. Denn schwindende Ressourcen in den Kirchen werden ihrer Ansicht nach dazu führen, dass diese zusammenarbeiten müssten. Diese in der Telefonseelsorge bereits “gelebte Praxis” könne zu einem interreligiösen Angebot mit muslimischen oder jüdischen Verbänden ausgebaut werden.

Für Bayerns evangelischen Landesbischof Christian Kopp zeigt die Telefonseelsorge laut Redemanuskript, wie Kirche dort wirksam wird, “wo sie den Menschen in seiner Verletzlichkeit ernst nimmt”. Besonders der Einsatz der vielen Ehrenamtlichen sei gelebte Nächstenliebe. “Sie stehen für eine Kirche, die mitten im Leben steht – zugewandt, offen und glaubwürdig.”. Für ihn gehöre die Telefonseelsorge zum Kern kirchlicher Arbeit, die gesichert werden müsse.

Die Studie wurde von der Abteilung Telefonseelsorge im Erzbistum München und Freising sowie der Telefonseelsorge-Regionalkonferenz in Bayern in Auftrag gegeben. Durchgeführt hat sie das Zentrum für angewandte Pastoralforschung an der Ruhr-Universität Bochum zwischen Dezember 2024 und März 2025. Insgesamt meldeten sich 808 Mitarbeiter, Träger und Stakeholder zurück, die meisten davon ehrenamtlich Engagierte.