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Studie: Paare teilen bezahlte Elternzeit nicht gleichmäßig auf

Viele Paare wünschen sich eine gleichmäßigere Verteilung der bezahlten Elternzeit – doch in der Praxis wird sie überwiegend von den Frauen genommen. Vorschläge von Experten wollen dieses herkömmliche Muster überwinden.

Viele Paare in Deutschland bevorzugen laut einer Studie eine gleichmäßige Aufteilung der bezahlten Elternzeit, aber die Realität sieht anders aus. 44 Prozent möchten, dass Mutter und Vater jeweils die Hälfte des auf 14 Monate begrenzten Elterngeldes in Anspruch nehmen. Allerdings beantragen bislang Frauen im Schnitt 11,6 Monate und Männer nur 2,8 Monate. Das geht aus einer am Donnerstag in Gütersloh veröffentlichten Untersuchung im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung hervor. 39 Prozent bevorzugen nach der repräsentativen Studie dagegen das bislang gängige Modell, bei dem die Mutter 12 Monate zuhause bleibt und Elterngeld bezieht und der Vater nur 2 Monate.

Elterngeld ist eine der wichtigsten Familienleistungen in Deutschland. Ein Elternteil kann es in der Regel für bis zu zwölf Monate bekommen, wenn er sich um sein Neugeborenes oder kleines Kind kümmert und dafür im Beruf kürzer tritt. Wenn beide Partner Elterngeld beantragen, erhalten sie es für bis zu 14 Monate, die sie gleichmäßig untereinander aufteilen können. Diese zwei zusätzlichen Monate werden “Partnermonate” genannt. Das Elterngeld macht in der Regel 65 Prozent des Monatseinkommens aus. Der maximale Betrag liegt bei 1.800 Euro.

“Die Mehrheit der Paare ist längst bereit für eine faire Verteilung von Elternzeiten”, erklärte die Arbeitsmarktexpertin der Stiftung, Michaela Hermann. “Es wird höchste Zeit, dass die Politik eine moderne Elterngeldregelung beschließt, die den Vorstellungen der Eltern entspricht und Väter stärker einbindet.”

Die Stiftung plädiert für eine Ausweitung der zwei Partnermonate auf mindestens vier. Damit soll gefördert werden, dass sich beide Elternteile ähnlich viel Zeit um die Kinder kümmern. Wenn Väter vier bis sechs Monate der Elternzeit nehmen, unterbrechen Frauen laut Studie im Mittel nur noch 8 statt bislang 11,6 Monate ihre Erwerbstätigkeit.

Bertelsmann empfiehlt auch, das Elterngeld auf 80 Prozent des Monatseinkommens zu erhöhen. Dies sei für Väter ein größerer Anreiz, Sorgearbeit zu übernehmen, womit Frauen schneller ins Erwerbsleben zurückkehrten. Selbst bei vorsichtigen Schätzungen würde dadurch zusätzliche Beschäftigung in Höhe von 200.000 Vollzeitstellen entstehen. Auch nach Abzug der Kosten für ein erhöhtes Elterngeld steige dadurch das Bruttoinlandsprodukt um 16,5 Milliarden Euro. Das entspreche einem zusätzlichen Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozentpunkten. Für die Studie wurden rund 2.500 Frauen und Männern im erwerbsfähigen Alter online befragt.