In Hamburg wappnen sich zunehmend mehr Menschen gegen Extremwetterereignisse. Eine Studie des Helmholtz-Zentrums Hereon ergab, dass 73 Prozent hierzu Wetter-Apps nutzen oder nutzen wollen, das sind vier Prozent mehr als 2023 und so viele wie noch nie, wie das Hereon am Mittwoch in Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) mitteilte. 50 Prozent gaben zudem an, dass sie Vorräte mit Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten anlegen, um sich im Notfall längere Zeit versorgen zu können.
Zwei Drittel (66 Prozent) bezeichneten den Klimawandel als bereits spürbar, im Vorjahr meinten das erst 56 Prozent. Sowohl in diesem Jahr als auch im Vorjahr schätzten dagegen 66 Prozent den Klimawandel allgemein als große oder sehr große Bedrohung für ihre Stadt ein. Auf die Frage, welche Naturkatastrophe die schwersten Folgen für Hamburg hätte, antworteten 68 Prozent mit Sturmfluten und Überschwemmungen.
„Der Klimawandel wurde lange Zeit als globales Problem angesehen, gegen das die Regierung etwas tun muss. Mittlerweile ist vielen Menschen aber klar, dass es ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, gegen das jeder einzelne etwas tun muss. Jeder trägt Verantwortung“, sagte Professorin Beate Ratter, Leiterin der Langzeitstudie. Dass die Menschen in Hamburg zunehmend mehr Bereitschaft zeigen, selbst Vorsorgemaßnahmen für den Fall einer Naturkatastrophe zu ergreifen, sei eine Chance, befand Ratter. Hier könne die Stadt andocken, beispielweise mit Katastrophenschutzübungen.
Beim Vergleich mit anderen Sorgen landete das Klima laut Hereon mit vier Prozent allerdings auch in diesem Jahr wieder ganz hinten. Der Mehrheit der Befragten bereitet demnach der Verkehr in Hamburg die größten Sorgen (39 Prozent), gefolgt von Mieten und Wohnung (31 Prozent) sowie Bildungspolitik (18 Prozent). Ratter: „Wir müssen akzeptieren, dass der Klimawandel als Problem für viele Menschen in unseren Breitengeraden nicht an erster Stelle steht.“
Die Langzeitstudie „Risikobewusstsein der Hamburger Bürger_Innen für den Klimawandel“ wurde erstmals 2008 und seitdem jährlich durchgeführt. Die Befragten geben in der Telefonumfrage von Forsa jedes Jahr Auskunft über vier Fragen zu ihrer Wahrnehmung des Klimawandels. Seit 2019 werden zusätzlich persönliche Vorsorgemaßnahmen abgefragt und seit 2010 auch die Meinung zu Hamburgs wichtigsten Problemen.