Das ifo-Institut hat ein Experiment zum Thema Migration in Schulen gemacht. Ergebnis: Zwei gleich große Schülergruppen mit und ohne Migrationshintergrund in einer Klasse stören das Vertrauen. Was die Forscher raten.
In stark migrantisch geprägten Schulklassen leidet oft der soziale Zusammenhalt – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Münchner ifo-Instituts. Für die Erhebung wurde per Feldexperiment untersucht, wie die Zusammensetzung einer Klasse die Bereitschaft zur Kooperation zwischen Schülerinnen und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund beeinflusst, wie das Institut am Freitag mitteilte. Zum Ergebnis hieß es: “Vertrauen und Kooperationsbereitschaft sind besonders hoch, wenn es in einer Klasse viele kleinere Herkunftsgruppen gibt, oder wenn die klare Mehrheit keinen Migrationshintergrund hat.”
Der ifo-Forscher Helmut Rainer erklärte: “Ob kulturelle Vielfalt in Schulklassen den sozialen Zusammenhalt stärkt, hängt entscheidend von der Form der Diversität ab.” Für den sozialen Zusammenhalt sei entscheidend, dass in Klassenzimmern keine zwei kulturellen Fronten entstünden, es dürfe also nicht zwei gleich große Gruppen von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund geben.
Die Autorinnen und Autoren der Studie empfehlen, in kulturell polarisierten Schulklassen gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um Vertrauen und Kooperation zu stärken. “Eine Möglichkeit wäre es, Lehrpläne stärker auf Inklusion auszurichten und interkulturelle Kompetenzen stärker zu fördern”, so Rainer. “Auch organisatorische Maßnahmen wie eine zufällige Sitzplatzvergabe könnten helfen, Gruppenstrukturen innerhalb der Klasse aufzubrechen und interkulturelle Freundschaften zu erleichtern.”
Die Ergebnisse beruhen den Angaben zufolge auf einem Experiment mit 4.214 Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Jahrgangsstufe in insgesamt 222 Klassen. Dabei investierten die Jugendlichen demnach reale Geldbeträge in anonyme Jugendliche entweder aus der eigenen oder einer anderen Herkunftsgruppe. Dies sei ein bewährter Test zur Messung von Vertrauen und Kooperation, so das ifo-Institut.