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Studie: Kinderhandel bleibt in Deutschland oft unentdeckt

Im Schatten der Gesellschaft: Täglich werden auch in Deutschland Kinder und Jugendliche zu Arbeit oder sexuellen Handlungen gezwungen. Eine spezielle Gruppe ist laut Menschenrechtsinstitut besonders gefährdet.

Von Menschenhandel und Ausbeutung betroffene Kinder und Jugendliche bleiben in Deutschland laut einer Studie oftmals unentdeckt und erhalten deshalb keine Unterstützung. “Im wohlhabenden Deutschland werden jeden Tag Kinder und Jugendliche zu sexuellen Handlungen, kriminellen Aktivitäten wie Drogenhandel, Bettelei oder Arbeit gezwungen”, sagte die Leiterin der Berichterstattungsstelle Menschenhandel des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Naile Tanis, am Mittwoch in Berlin.

Das Institut legte seine Studie “Durchs Raster gefallen? Kinder und Jugendliche als Betroffene von Menschenhandel in Deutschland” zum Europäischen Tag gegen Menschenhandel am Samstag vor. Im vergangenen Jahr seien nach Zahlen des Bundeskriminalamts 246 betroffene Kinder und Jugendliche von der Polizei gezählt worden, erklärte Tanis. Allerdings sei von einer sehr viel höheren Dunkelziffer auszugehen.

Besonders gefährdet seien minderjährige Geflüchtete, so die Expertin. Betroffene müssten besser als solche erkannt und effektiv geschützt werden. Dazu sollten alle Bundesländer spezialisierte Beratungsstellen für Kinder und Jugendliche einrichten. Diese Stellen sollten Betroffene begleiten. Zudem sollten sie Mitarbeitende in Jugendämtern und anderen Einrichtungen der Jugendhilfe unterstützen und darin schulen, Menschenhandel und Ausbeutung zu erkennen und angemessen zu reagieren.

Das Institut ist von der Bundesregierung damit betraut worden, die Umsetzung der Europaratskonvention gegen Menschenhandel und der EU-Menschenhandelsrichtlinie in Deutschland unabhängig zu beobachten und zu begleiten.