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Studie: “Grüne Versprechen” motivieren zur Daten-Preisgabe im Netz

Nachhaltigkeitsversprechen von Apps, Streamingdiensten oder Plattformen erhöhen offenbar die Bereitschaft von Menschen, persönliche Daten preiszugeben. Auch die Empfehlung von Freunden erhöhe die Bereitschaft, persönliche Daten wie die Mailadresse, den aktuellen Standort oder die Bankverbindung für die Nutzung preiszugeben, teilte die Universität Duisburg-Essen am Montag das Ergebnis einer Untersuchung mit. Die Hochschule hatte den Angaben nach die Federführung einer Forschungsgruppe der Universitätsallianz Ruhr.

Die Ergebnisse von rund 2.600 angeschriebenen Teilnehmern eines Survey-Panels, die einen Online-Fragebogen ausfüllten, hätten gezeigt, dass soziale Empfehlungen – vor allem von Freunden und Bekannten – die Bereitschaft zur Datenfreigabe deutlich erhöhen, hieß es. Nachhaltigkeitsmerkmale spielten hingegen nur für diejenigen eine Rolle, die sich ohnehin aktiv für Umweltschutz interessieren. Diese Menschen seien eher bereit, persönliche Daten weiterzugeben, wenn sich Unternehmen beispielsweise verpflichten, die CO2-Emissionen zu kompensieren, die bei der Verarbeitung und Speicherung von Daten entstehen.

Der Politikwissenschaftler Conrad Ziller von der Universität Duisburg-Essen sieht dabei vor allem die Gefahr, dass Anbieter Umwelt- oder Sozialbotschaften nutzen könnten, um von problematischen Datenschutzpraktiken abzulenken. Deshalb müssten Politik und Verbraucherschutz früher ansetzen, forderte er. Nachhaltigkeitsversprechen sollten klar von datenschutzrelevanten Informationen getrennt und Nutzer gezielt über deren Einfluss auf Entscheidungen aufgeklärt werden. So ließe sich verhindern, dass sogenannte Ausstrahlungseffekte die Wahrnehmung verzerrten.

Als Beispiel nannte Ziller eine klimafreundliche Mobilitäts-App, die mit CO2-neutralen Fahrten, Ökostrom und Baumpflanzungen wirbt. Umweltbewusste Nutzer vertrauten solchen Diensten oft stärker und würden dabei übersehen, dass die App umfassend Bewegungsdaten erhebt, obwohl dies für den ökologischen Zweck gar nicht nötig sei. Es müsse klarer kommuniziert und reguliert werden, wo Datenschutz ende und Marketing beginne, forderte Ziller.