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Studie: Fachkraft-Anteil in Kitas sinkt in vielen Bundesländern

Wer betreut unsere Kinder eigentlich noch fachgerecht? Immer öfter übernehmen Berufsgruppen ohne pädagogische Ausbildung die Kita-Betreuung. Experten warnen vor einem Qualitätsverlust.

In vielen Bundesländern arbeiten einer Studie zufolge immer weniger pädagogisch ausgebildete Fachkräfte in Kindertagesstätten. Der Anteil an Kitas mit hoher Fachkraft-Quote sei von 2023 auf 2024 in zehn Ländern zurückgegangen, am stärksten in Bremen, im Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern, teilte die Bertelsmann-Stiftung am Dienstag in Gütersloh mit. Lediglich in fünf Ländern gab es leichte Anstiege, den größten in Sachsen. Als hoch gilt eine Fachkraft-Quote nach dem Verständnis der Stiftung, wenn mindestens 82,5 Prozent des pädagogischen Personals in einer Kita einen einschlägigen Fachschulabschluss aufweisen.

Auf kommunaler Ebene gibt es den Angaben zufolge große Unterschiede: Während im thüringischen Landkreis Sömmerda 94,3 Prozent der Kitas über einen hohen Fachkräfteanteil verfügen, liegt der Wert im bayerischen Landkreis Augsburg bei nur 2,3 Prozent. Auch innerhalb einzelner Länder klaffen die Quoten auseinander: In Hessen etwa erreicht der Landkreis Hersfeld-Rotenburg 66,2 Prozent, die Stadt Offenbach dagegen 9,1 Prozent.

Die Stiftung sieht die Entwicklung kritisch. Die sinkenden Fachkraft-Quoten ließen sich vor allem darauf zurückführen, dass immer mehr Angehörige anderer Berufsfelder pädagogische Aufgaben in einer Kita übernehmen dürfen, etwa Geburtshelfer oder Krankengymnasten. Auch werde der Fachkraft-Begriff immer mehr aufgeweicht.

“Neue Berufsgruppen für die Kitas zu gewinnen, ist grundsätzlich gut. Aber darunter darf die Professionalität nicht leiden”, erklärte die Expertin der Stiftung für frühkindliche Bildung, Anette Stein. “Um das Aufwachsen, Lernen und die Entwicklung der Kinder individuell zu fördern, braucht es die nötige pädagogische Qualifikation.” Die Stiftung forderte einheitliche Standards für den Fachkraft-Status sowie eine dauerhafte Mitfinanzierung der frühkindlichen Bildung durch Bund und Länder.

Die Studie beruht auf Daten der Statistischen Ämter von Bund und Ländern aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik (Stichtag: 1. März 2024). An der Auswertung war neben der Bertelsmann-Stiftung das Österreichische Institut für Familienforschung an der Universität Wien beteiligt. Zu den Fachkräften zählen die Studienautoren unter anderem staatlich anerkannte Erzieherinnen und Erzieher, Kindheitspädagoginnen und -pädagogen, Heilpädagogen sowie Sozialpädagogen und Sozialarbeiter.