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Studie: Ehrenamt kann gegen Rückzugstendenz helfen – So klappt’s

Wer sich sozial engagiert, ist oft zufriedener und widerstandsfähiger – und viele Menschen wollen sich gern einbringen. Eine Studie hat nun untersucht, wie Organisationen und Interessierte am besten zusammenkommen.

Angesichts vieler Krisen wünschen sich Menschen neue Zuversicht: Das zeigt eine qualitative Studie von Rheingold-Institut und Arbeitersamariterbund (ASB), die am Donnerstag vorgestellt wurde. Ein Rückzug ins Private helfe auf Dauer den wenigsten, sagte Rheingold-Wirtschaftspsychologin Anna Brand.

Soziales Engagement könne dagegen auch die Engagierten bereichern, sagte der Gründer des Instituts, Stephan Grünewald. Als zentrale Herausforderung identifiziert die Studie die Sorge vieler Menschen, sich zeitlich oder emotional zu übernehmen. Es brauche ein “professionelles und auch kümmerndes Ehrenamts-Management”, um passende Formen für die Einzelnen zu finden, sagte der Landesgeschäftsführer des ASB NRW, Stefan Sandbrink. Auch Schnupper-Angebote sind laut Brand oft hilfreich, um auszuprobieren, welches Ehrenamt wirklich passt.

Als “Erweckungsmomente”, die Menschen für ein Ehrenamt begeistern können, nennt die Studie folgende:

– Freie Selbstwirksamkeit: Viele Menschen wünschten sich, “ohne Zielvorgaben oder Anweisungen” zu gestalten. Wichtig sei für Organisationen, das richtige Maß aus Freiraum und klaren Strukturen zu finden.

– Menschen nutzten ein Ehrenamt oft als Ausgleich, wenn sie im Alltag keine Erfüllung fänden

– Teil einer Gemeinschaft zu sein, wünschen sich viele Menschen. Dies gelte verstärkt, wenn Menschen etwa nach einem Umzug in eine neue Stadt nach Kontakten suchten.

– Anerkennung stärkt das Selbstvertrauen und die Motivation. Persönliches Feedback sei ebenso wichtig wie eine öffentliche Würdigung ehrenamtlicher Leistungen.

– In Ehrenämtern sind unterschiedliche Fähigkeiten gefragt. Wer etwas einbringen könne, das etwa im Beruf weniger zum Tragen komme, erfahre dies häufig als Beitrag zur eigenen Identität.

– “Besonders die Umkehr von der Opfer- zur Helfer:innenrolle kann helfen, biografische Zwänge zu verarbeiten.”

Grünewald wies auf eine frühere Studie des Instituts hin, die für die Generation 50 plus eher die Haltung “Jetzt Ich!” festgestellt hatte. Dennoch gebe es in dieser Altersgruppe eine Sehnsucht nach Freiräumen und neuen Entwicklungen – ein Potenzial, das Hilfsorganisationen ansprechen könnten. Wichtig sei zudem, Menschen über 50 Jahren nicht als “Silver Ager” anzusprechen, da diese oftmals mitten im Leben stünden.

Die junge Generation fühle sich derweil immer weniger eingebunden, so die Studienautoren. Sie sei verstärkt auf der Suche nach Gemeinschaft. Freiwilligen-Initiativen könnten bei ihrer Ansprache und beim Kennenlernen von Interessierten gezielt auf solche Motive eingehen. – Für die Studie wurden 48 tiefenpsychologisch geführte Interviews analysiert.

Zuvor hatte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe darauf hingewiesen, dass inzwischen 10.000 Adressen für Engagement in einer interaktiven Karte abrufbar sind. Interessierte können dort nach Wohnort und Organisationen suchen, wie es hieß.