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Studie: Drei Viertel der Hamburger Juden erleben Antisemitismus

Beleidigung, Bedrohung, Belästigung: Laut einer Dunkelfeldstudie gehört Diskriminierung für Hamburger Jüdinnen und Juden zum Alltag. Welche Ergebnisse die Befragung ergab.

In Hamburg erfährt die Mehrheit der Jüdinnen und Juden laut einer Befragung Diskriminierung im Alltag. So gaben in der Dunkelfeldstudie “Jüdisches Leben und Alltag in Hamburg” 77 Prozent der Befragten an, in den letzten 12 Monaten Antisemitismus erlebt zu haben, wie die Hamburger Gleichstellungsbehörde am Montag mitteilte. Zu den Vorfällen zählten Beleidigung im Netz oder Bedrohung, aber auch körperliche Übergriffe und Belästigung.

Die nicht repräsentative Umfrage mit 548 Teilnehmern wurde in Zusammenarbeit der Polizeiakademien Hamburg und Niedersachsen, der Jüdischen Gemeinde in Hamburg und der Gleichstellungsbehörde erstellt. Die Initiative ging vom Hamburger Antisemitismusbeauftragten aus. Die Befragung lief den Angaben zufolge vom 13. November 2023 bis zum 7. Februar dieses Jahres. 84,5 Prozent der Teilnehmer seien Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Hamburg. Laut Zentralrat der Juden in Deutschland sind dort über 2.300 Personen organisiert (Stand 2022).

Die Befragten gaben an, dass 55 Prozent der antisemitischen Vorfälle strafrechtlich relevant waren. 76 Prozent hätten sie innerhalb Hamburgs erlebt. Die Mehrheit der Betroffenen erklärte, die Vorfälle nicht zur Anzeige gebracht zu haben (Anzeigerate: 19 Prozent). Rund 65 Prozent der Befragten führen die Diskriminierung auf den Krieg im Gazastreifen zurück.

Als Folge der Diskriminierung erklärten 89 Prozent der befragten Jüdinnen und Juden, ihre Religion nicht frei ausüben zu können. “Ein Großteil vermeidet es, die eigene jüdische Identität öffentlich sichtbar zu machen”, hieß es. Zu den indirekten Folgen gehöre zudem ein Vertrauensverlust in öffentliche Institutionen wie Polizei, Gerichte, Stadtverwaltung und Bundesregierung.