Predigttext
33 Wie unerschöpflich ist Gottes Reichtum! Wie tief ist seine Weisheit, wie unermesslich sein Wissen! Wie unergründlich seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege! 34 Hat jemals ein Mensch die Gedanken des Herrn ergründet? Ist je einer sein Berater gewesen? 35 Wer hat Gott jemals etwas gegeben, sodass Gott es ihm zurückerstatten müsste? 36 Gott ist es, von dem alles kommt, durch den alles besteht und in dem alles sein Ziel hat. Ihm gebührt die Ehre für immer und ewig. (Neue Genfer Übersetzung)
Die Dose mit den Süßigkeiten ist leer. Vor ein paar Tagen war sie noch bis zum Rand gefüllt mit Gummibärchen, Kaugummi und Schokolade. Auf der Suche nach dem Vielfraß frage ich beide Kinder genau, ob nicht in ihrem Bauch etwas davon gelandet sein könnte. Weder die Große noch der Kleine können sich an Gummibärchen oder andere Leckereien erinnern. Sonst kommt aber irgendwie auch niemand in Frage. „Dann war es wohl der Heilige Rippsrapps!“ Seufze ich und mit dieser Erklärung geben sich die Kinder auf jeden Fall zufrieden. Noch einmal davongekommen.
Nicht alles im Leben kann geklärt werden
Der Heilige Rippsrapps war es immer dann, wenn Dinge passieren oder verschwinden, dessen Ursache sich niemand erklären kann. Die Kinder waren es natürlich nie selbst, und wenn sie sich auch nicht gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben, dann muss es der Rippsrapps gewesen sein. Was sich im ersten Moment vielleicht komisch anhört, erleichtert im Alltag so einiges und verhindert auch manche unnötige Debatte.
Aber natürlich ist das nicht die eleganteste Lösung. Eigentlich nur herausgeredet. Ich hätte schon liebe immer alles gelöst und aufgeklärt, aber manchmal hilft der Heilige Rippsrapps, um auf dem Teppich zu bleiben, Angelegenheiten nicht so hochzuhängen.
Es geht aber auch eine Nummer größer. Die Wege des Herrn sind unergründlich. Ein geflügeltes Wort, das oft zitiert und bemüht wird, wenn etwas Wundersames passiert, oder eigene Erklärungen ausbleiben oder keine Wirkung mehr zeigen. Mit dieser Erklärung meint man es dann aber auch richtig ernst. Dann ist dieser eine Satz wie ein Glaubensbekenntnis an die unbegreifliche Größe Gottes. Es gibt eben Dinge, die kann und will ich auch eigentlich nicht erklären können oder müssen.
Da kann ich nur auf den Herrn verweisen. Auf die Unerforschlichkeit seiner Wege. Manchmal funktioniert das gut. Dann bin ich zufrieden und kann mich selbst auch auf diese Erklärung einlassen. Ein anderes Mal merke ich, wie ich den Herrn und seine Wege als Ausrede benutze, weil mir selbst keine andere Erklärung einfällt?!
Dann will ich es aber eigentlich erklären können und nicht hilflos den Herrn anführen müssen. Und dann, manchmal, gibt es Situationen, da kann und will ich mir gar nicht vorstellen, dass der Herr so etwas in seinem Plan drinstehen hat. Dann kann und will ich ihn am liebsten nicht als Verursacher benennen.
Unerforschlich sind seine Wege! Und ich hätte doch so gerne eine Landkarte. Oder hier und da einen Wegweiser, damit ich sicher sein kann, dass alles in die richtige Richtung läuft. Ich möchte ihm ja gar nicht reinreden. Ich will ja nur ein bisschen Sicherheit.
Ach ja, das alte Problem. Wie kann ich sicher sein, dass sich mein Glauben lohnt? Wenn es gut läuft, dann stellt sich das Gefühl der Sicherheit ganz schnell ein. Aber wenn es brenzlig wird, dann ist das mit dem Glauben schon eine größere Herausforderung. Auch das ist nichts Neues. Aber es tut doch gut, sich noch einmal klarzumachen, dass das genauso sein darf. Es ist nur mehr als recht, dass wir gerne einen Streckenplan von Gottes Wegen vorliegen hätten. Das hat ja gar nichts damit zu tun, dass wir ihm nicht trauen. Wir brauchen aber die Zeichen, sonst finden wir uns nicht zurecht. Die Sehnsucht nach Zeichen ist ein Ausdruck von verantwortungsvollem Glauben! Gott ist es, von dem alles kommt. Das ist ein Glaubensgrundsatz, über den ich kritisch und reflektiert nachdenken und reden muss. Denn sonst werde ich seiner Unerforschlichkeit nicht gerecht und deute seine Wege in einer zu engen, ja fundamentalistischen Weise.