In die Rippen boxen, aber mit freundschaftlich ausgestreckter Hand – das möchte Cordula Stratmann ihre Leser in ihrem neuen Buch. Im Interview erklärt sie, warum Humor für sie lebensrettend ist.
Komikerin und Schauspielerin Cordula Stratmann, 60, macht sich in ihrem neuen Buch über vieles Gedanken. Zum Beispiel über Eltern am Handy, Sport, Achtsamkeit, Pferdeschwänze und Cancel Culture. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) sprach mit ihr über heilsame Selbstgespräche, ihre Arbeit als Familientherapeutin – und wie sie als passionierte Sporthasserin die schulischen Sportstunden ihrer Kindheit überlebt hat.
KNA: Frau Stratmann, Sie empfehlen in Ihrem neuen Buch den Lesern das regelmäßige Selbstgespräch, nennen es den “verbalen Klaps auf den eigenen Po”. Ein therapeutischer Ratschlag?
Cordula Stratmann: Ein an mir selbst erfolgreich erprobter rein menschlicher Rat an alle, die gute Unterhaltung der stummen Mieslaunigkeit vorziehen.
KNA: Sie arbeiten seit sechs Jahren wieder in ihrem ursprünglichen Beruf als systemische Familientherapeutin. Wie kam es dazu?
Stratmann: Ich wusste mit dem Tag, als ich ausgestiegen bin, dass ich eines Tages in diese wunderbare Arbeit zurückkehre. In den Jahren als hauptamtliche Komikerin habe ich stets Kontakt in die therapeutische Welt gehalten. Und nun mache ich beides, das gehört bei mir eh zusammen…
KNA: Worüber können Sie lachen?
Stratmann: Worüber nicht wäre für mich schneller zu beantworten…
KNA: In Ihrem Buch outen Sie sich als Sporthasserin. Ist Ihnen die Situation vertraut, als Kind beim Schulsport als vorletzte oder letzte in die Teams gewählt zu werden? Ich selbst kenne mich da aus…
Stratmann: Ich erinnere mich eher an die Momente, in denen ich das Geschehen von der Seite aus als Kommentatorin vom ZDF-Sportstudio in die gefakte Mikrofon-Hand einer Mitschülerin analysiert habe…
KNA: Sie sind 60. Fühlen Sie sich manchmal alt? Wenn ja, wann am meisten?
Stratmann: Genau jetzt, wenn ich solche Fragen beantworten soll. Sonst bin ich einfach 60.
KNA: Woraus ziehen Sie Stärke angesichts der Unwägbarkeiten und Krisen, die einem in so einem Leben begegnen können?
Stratmann: Ich bemühe mich, wenn es in privater oder weltlicher Nachrichtenlage eng wird, stets um eine Vogelperspektive, damit ich eine Draufsicht gewinnen kann, anstatt mich heillos zu verheddern. Und Lebensretter immer und überall und dauerhaft: Mein Humor. Das meine ich todernst.
KNA: Optimierung aller Orten – warum sind viele Menschen unzufrieden?
Stratmann: Ach Du liebe Güte, das ist eine Frage für ein ganzes Buch! Kurz zusammengefasst: Wegen der Optimierung.
KNA: Welche gesellschaftlichen Diskussionen empfinden Sie als absurd?
Stratmann: Das wäre dann das nächste Buch…
KNA: Sie sagen, Sie denken die Sachen gerne zu Ende und bei Ihnen käme immer noch was hinterher. Also keine Denkverbote?
Stratmann: Die Gedanken sind frei. Darauf bestehe ich!