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Sternekoch: Ernährung hat Trostfunktion und ist Religionsersatz

Er selbst hat mit dem Glauben nicht mehr viel am Hut, sagt Sternekoch Klink. Er hält auch nicht viel davon, um Essen und Ernährung einen Kult zu betreiben. Zu “Qualfleisch” hat er eine klare Meinung.

Essen hat nach Worten des Sternekochs Vincent Klink (75) eine Trostfunktion – und ist wie die Ernährung insgesamt zu einem Religionsersatz “verkommen”. Manche Lebensmittel würden verklärt, andere vergöttert, sagte Klink im Interview der “Zeit”-Beilage “Christ & Welt” (Donnerstag). “Die richtige Ernährung scheint eine Glaubensfrage zu sein, das befremdet mich. Früher hat man einfach nur gerne gut gegessen, weil man mit seinem Körper vertraut war.”

Als Koch achte er sehr auf Ökologie. Alle Produkte kämen von kleinen regionalen Anbietern und kaum vom Großmarkt, nichts habe lange Reisen hinter sich. “Ich koche natürlich auch vegetarisch und vegan, aber ich gebe mir kein Label dafür, das riecht mir zu sehr nach Religion”, betonte Klink. “Wir machen keinen Aufruhr darum, und wir kommentieren Fleisch essende Menschen nicht. Man sollte die Herstellung von Qualfleisch und billigem Grillfleisch kriminalisieren, nicht den Menschen, der es sich kauft.”

Er habe schon vor einigen Jahren die katholische Kirche verlassen, sagte Klink, der auf einem bayerischen Klosterinternat war. Er habe sich nicht mehr in der Kirche gesehen und sie nicht für sein Leben gebraucht. “Außerdem hatte ich als selbstständiger Gastronom enorm hohe Kirchensteuerabgaben zu leisten.” Der Glaube sei ihm egal geworden, die Kirche nicht. “Meine katholische Prägung werde ich nicht mehr los, die bleibt fürs Leben. Aber gerade fühle ich mich auf der Seite der Vernunft wohler.”