Ob Metallica, Motörhead oder Iron Maiden – Heavy Metal ist äußerst populär. Das Genre, das manche als reinen Krach empfinden, breitet sich zudem weltweit immer mehr aus. Ein bekannter Soziologe erklärt, woran das liegt.
Viele Menschen erleben Heavy Metal als “starke Kraft, die sie berührt und bewegt”: Das beobachtet der Soziologe Hartmut Rosa. Wer diese Musikrichtung möge, erlebe sie mitunter als “ästhetische Umarmung”, sagte Rosa im Interview mit der Zeitschrift “Psychologie Heute” (Juni-Ausgabe). “In einer berührungslosen Gesellschaft ist das viel.”
Die Ursprünge von Heavy Metal lägen in der Arbeiterschicht, so der Wissenschaftler, dessen “Kleine Soziologie des Heavy Metal” (2023) zum Bestseller wurde. Inzwischen hörten Menschen aus fast allen Schichten diese Musik, zumal sich die Metal-Szene hin zu mehr Vielfalt entwickle. Das Genre sei in ländlichen Gebieten stärker verbreitet als in urbanen Zentren.
Heavy Metal sei “rohe Energie”, fügte Rosa hinzu: Es habe “immer auch etwas Heftiges, Irritierendes und Unauslotbares”. Vielfach gehe es in den Liedtexten, aber auch in Albumcovern und Bühnenbildern um “die Schattenseiten des Lebens”, also “Krankheit, Einsamkeit, Tod, Verfall, Gewalt”. Ein häufiges Ziel sei, sich Ängsten zu stellen – die Voraussetzung dafür schaffe die Kraft der Musik sowie “die absolute Verlässlichkeit des rhythmischen Grundgerüsts”. Wenn der nächste Beat so sicher komme wie der nächste Herzschlag, dann erlaube dieses “psychoemotionale Grundvertrauen”, Abgründen furchtlos gegenüberzutreten.
Vor existenziellen Fragen liefen Menschen sonst häufig davon, erklärte der Experte. “In den Liedern brüllen ununterbrochen die Monster, aber es singen immer auch die Engel, es geht um Verdammnis und Erlösung, um heaven and hell, ohne dass es dafür einer Theorie oder Theologie bedürfte.”