Die großen Sozialverbände in Berlin haben vom Senat mehr Engagement gegen die Wohnungslosigkeit gefordert. Ein Ausbau der Angebote der Wohnungsnotfallhilfe sei dringend notwendig, teilte die Liga der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege am Donnerstag in Berlin. Zugleich warnte die Liga davor, wegen der angespannten Haushaltslage bestehende Hilfsangebote zu gefährden.
Bis Mitte April stehen im Rahmen der Kältehilfe von Senat, Kirchen und Sozialverbänden laut Liga „noch gut 1.000“ Übernachtungsplätze zur Verfügung. Ab Mai könnten Obdachlose nur noch einen der 458 ganzjährig angebotenen Plätze aufsuchen.
Dabei sei die Situation in der Kältehilfe nur Teil eines deutlich größeren Problems. Laut Liga steigt die Zahl der wohnungslosen Menschen in der sogenannten „ordnungsrechtlichen Unterbringung“. Auch die durchschnittliche Verweildauer in den Unterkünften verlängere sich.
Einer Studie der Berliner Alice Salomon Hochschule zufolge waren im Januar 2024 mehr als 47.000 Menschen in Berlin in sogenannten ASOG-Unterkünften untergebracht. ASOG steht in der Hauptstadt für das Allgemeine Sicherheits – und Ordnungsgesetz, das die Unterbringung von wohnungslosen Menschen regelt.
Die Professorin für Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit an der Hochschule, Susanne Gerull, erklärte, die Unterkünfte entsprächen nicht immer menschenrechtlichen Standards. „Unsere ASOG-Studie hat gezeigt, dass die gesamte Wohnungsnotfallhilfe auf den Prüfstand gehört, wenn die Politik es ernst meint mit ihrem Ziel, Wohnungslosigkeit bis 2030 zu überwinden“, sagte Gerull.