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Somalia: Amnesty fordert Aufklärung von Drohnenangriffen

Bei einem Drohnenangriff auf ein Dorf sind Zivilisten, darunter Kinder, getötet worden, beklagt Amnesty International. Die Organisation spricht von einem “möglichen Kriegsverbrechen”.

Die somalische Flagge flattert im Wind
Die somalische Flagge flattert im WindImago / Tschanz-Hofmann

In Somalia sind laut Amnesty International bei Drohnenangriffen 23 Zivilisten getötet worden. Bei den Luftschlägen während einer Operation des somalischen Militärs am 18. März in der südlichen Region Lower Shabelle seien auch 14 Kinder ums Leben gekommen, erklärte die Menschenrechtsorganisation.

Einer Amnesty-Analyse zufolge wurde eine Farm nahe dem Dorf Bagdad, auf die sich Zivilistinnen und Zivilisten geflüchtet hatten, von zwei Drohnenschlägen getroffen. Die Menschen waren demnach vor Kämpfen zwischen der Armee und der islamistischen Terrormiliz Al-Shabaab geflohen. Vor dem Angriff auf die Farm sei bereits eine Moschee im Ort von einer Drohne beschossen worden.

Amnesty: Mögliches Kriegsverbrechen

Die Angriffe könnten Kriegsverbrechen darstellen, erklärte die Menschenrechtsorganisation und forderte eine schnelle Aufklärung. „Die somalische Zivilbevölkerung trägt zu oft die Hauptlast des Krieges“, sagte Tigere Chagutah, Amnesty-Regionaldirektor für das östliche und südliche Afrika.

Laut der Untersuchung werden die für den Angriff verwendeten Gleitbomben und die Drohnen von der Türkei hergestellt. Es sei unklar, ob die Drohnen von der somalischen Armee oder von türkischen Spezialisten gesteuert wurden. Das Militär erklärte einen Tag nach den Angriffen, dass mithilfe „ausländischer Partner“ rund um Bagdad mehr als 30 Terroristen getötet worden seien.

Terrormiliz Al-Shabaab im Visier

Die Terrormiliz Al-Shabaab kontrolliert Teile Somalias und verübt in dem Land am Horn von Afrika immer wieder Anschläge auf Regierungsvertreter, Soldaten und die Zivilbevölkerung. Die Regierung versucht seit Jahren, die Kontrolle über die Gebiete zurückzuerlangen. Seit vergangenem Jahr hat sie den Kampf gegen die mit dem Netzwerk Al-Kaida verbündete Terrorgruppe intensiviert.

Amnesty International hat für den Bericht nach eigenen Angaben mit Augenzeugen und Angehörigen der Opfer gesprochen. Zudem haben die Menschenrechtler Satellitenbilder, Fotos und Krankenakten ausgewertet.