Berthold Maria Schenk Graf von Stauffenberg, der älteste Sohn des NS-Widerstandskämpfers und Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, ist dankbar, dass er und seine drei jüngeren Geschwister um Haaresbreite dem Konzentrationslager entkommen sind und er nach dem Krieg wieder mit seiner Familie vereint wurde. „Ich bin dem lieben Gott sehr dankbar“, sagte der mehrfach ausgezeichnete Offizier im Ruhestand am Sonntagabend in der Winnender Schlosskirche, wo er vor mehr als 450 Zuhörern aus seinen Erinnerungen erzählte.
Während der Sommerferien in Lautlingen auf der Schwäbischen Alb habe er als Zehnjähriger am 21. Juli 1944 im Radio von „einem verbrecherischen Anschlag auf den Führer“ gehört, auf Fragen jedoch nur ausweichende Antworten bekommen. Erst am Folgetag habe seine Mutter ihn und den nächstälteren Bruder zur Seite genommen und gesagt: „Das war der Papi. Er hat das für Deutschland tun müssen“, erinnerte sich der 90-Jährige, der in Oppenweiler bei Backnang lebt.
In der Nacht darauf sei die mit dem fünften Kind schwangere Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg verhaftet worden, ebenso weitere Verwandte. Auch er, seine drei jüngeren Geschwister sowie Cousinen und Cousins seien in Sippenhaft genommen worden. Im August 1944 seien sie nach Bad Sachsa im Südharz gekommen, wo sie zunächst nach Alter und Geschlecht getrennt voneinander betreut wurden. Der Plan, sie am 3. April ins KZ Buchenwald zu bringen, sei an dem Bombenangriff gescheitert, der den Bahnhof in Nordhausen unbenutzbar machte. Über einen Monat nach Kriegsende seien die Kinder erst freigekommen.
Dennoch: Das Personal in Bad Sachsa sei freundlich gewesen, Bombenangriffe seien ihnen dort erspart geblieben, dem KZ seien sie um Haaresbreite entgangen. Er habe keinen Schaden davongetragen. Bis auf den Vater, der mit den anderen engsten Verschwörern unmittelbar nach der Tat hingerichtet wurde, seien sie alle wieder vereint worden, sagte der Stauffenberg-Sohn. Dafür sei er im Rückblick sehr dankbar.
Am 20. Juli 1944 hatte eine Widerstandsgruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944) und General Friedrich Olbricht (1888-1944) versucht, Adolf Hitler im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ in Ostpreußen zu töten. Das Attentat misslang. Vier Anführer des Widerstands wurden noch am selben Tag in Berlin hingerichtet.
Unter dem Titel: „Auf einmal war ich ein Verräterkind“ hatte die Evangelische Erwachsenenbildung im Rems-Murr-Kreis zusammen mit der evangelischen Kirche Winnenden anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsendes Berthold Maria Schenk Graf von Stauffenberg eingeladen, um aus seinem Leben zu erzählen. (1081/12.05.2025)