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So wird‘s was

Der Berg war wirklich steil. Doch meine siebenjährige Nichte wollte ihn unbedingt  hochradeln. Sie tritt schwer in die Pedale. Ihr Fahrrad hat nur wenige Gänge. Ich höre, wie sie im Rhythmus des Tretens leise vor sich hin spricht. Was sagt sie da? „Ich schaff das. Ich schaff das. Ich schaff das. …“ So arbeitet sie sich den Berg hinauf. Fast oben angekommen wird es noch steiler. Da springt sie munter vom Rad und sagt: „Aber das nächste Mal wird‘s was.“

Ein Erlebnis, das mir seitdem immer wieder in den Sinn kommt. Wie sie sich selbst ermuntert, dann aber nicht frustriert ist, sondern zuversichtlich, dass es beim nächsten Mal bis oben klappt.

Vor vielen Jahren habe ich ein Buch gelesen, es hieß schlicht „Einreden“. Daran muss ich denken. Wieviel es doch ausmacht, was sich ein Mensch zutraut. Was er eingeredet bekommt und sich im Laufe seines Lebens selbst einredet. Da wird manchen Kindern eingeredet, dass sie zu frech sind, nichts können oder sie sonst irgendwie nicht in Ordnung sind. Und als Erwachsener muss man sich bewusst machen, was da abläuft.
Das Gute an solchen Einreden ist, dass man sie abändern kann. Dass man so wie die kleine Radlerin sich selbst in eine andere Richtung bringen kann. Das ist nicht immer einfach, bestimmt nicht. Aber es geht. Das zumindest bestätigt mir eine Frau, die als Kind wenig Liebe erfahren hat. „Für mich war immer klar, dass mich niemand mag. Dass man mich gar nicht lieben kann, weil ich so schrecklich bin.“
Sie fand Anschluss an eine Kirchengemeinde. Ein einfacher Satz brachte ihr die Lebenswende. „Gott liebt mich.“ Diesen Satz hat sie sich selbst immer wieder gesagt und konnte es schließlich auch glauben.