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Sicherheitsexperte Heusgen: Politisch denkender Papst tut Welt gut

Friedensappell, Werteverlust, moralische Orientierung: Christliche Ethik sollte dem globalen Machtpoker etwas entgegensetzen. So die Empfehlung verschiedener Experten bei einer Tagung zum Friedenspapier der Bischöfe.

Ein politisch denkender Papst tut nach Ansicht des Ex-Chefs der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, der Welt gut. “Die katholische Kirche muss sich in die Diskussion einmischen, wenn Regierungen etwas machen, das nicht dem internationalen Recht entspricht. Da muss die Kirche Ross und Reiter nennen”, sagte der frühere Top-Diplomat am Dienstag in Berlin. Er zeigte sich erfreut, dass der neue Papst Leo XIV. das Thema Frieden von Anfang an in den Fokus gerückt habe. Heusgen äußerte sich bei einer Fachtagung zum Friedenswort “Friede diesem Haus”, das die deutschen katholischen Bischöfe vor einem Jahr veröffentlicht hatten.

Die Politikwissenschaftlerin und Vorsitzende der SPD-Grundwertekommission, Gesine Schwan, würdigte den Aspekt der Zuversicht in dem Papier: “Gott hat diese Welt nicht zum Sterben geschaffen – das ist etwas, was mich persönlich trägt. Und ich habe mich gefreut, dass das in dem Dokument mehrfach aufgegriffen wird.” Friede könne nur entstehen, wenn es einen moralischen Grundkonsens gebe. Mit Blick auf die machtpolitischen Entwicklungen derzeit sagte sie: “Wir sind mit unserem innerweltlichen Instrumentarium etwas am Ende – von daher ist es eine interessante Perspektive, dass das Papier in einem Gebet endet.”

Die langjährige Grünen-Politikerin und Osteuropa-Expertin Marieluise Beck entgegnete: “Ich tue mich schwer mit der Zuversicht des Glaubens, dass es der Herr am Ende richten wird.” Aber das Papier biete Weltvorstellungen und ethische Orientierung, was heutzutage immer wichtiger werde: “Über eiskalte Machtpolitik entstehen Machtverhältnisse, in denen christliche Werte wie Fürsorge, Respekt vor dem Leben oder Toleranz mehr und mehr schwinden.” Das ließe sich nicht nur in Russland, sondern auch zunehmend in den USA beobachten. “Ich glaube, wir verstehen noch gar nicht in vollem Umfang, wohin das alles führen wird”, so Beck.