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Sich vom anderen verändern lassen

Wie Katholiken und Lutheraner Reformationsgedenken feiern wollen

Katholiken und Lutheraner haben einen weiteren Schritt zur gemeinsamen Gestaltung des Reformationsjubiläums 2017 gemacht: Eine vom Lutherischen Weltbund (LWB) und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen gebildete Kommission hat jetzt eine Vorlage für ökumenische Gottesdienste zum Reformationsgedenken erarbeitet.
Keine geringe Leistung, betrachtet man die unterschiedlichen Voraussetzungen, mit denen die beiden Kirchen noch vor einigen Jahren auf das Jahr 2017 geblickt hatten. „Auch heute noch assoziieren viele Katholiken mit dem Wort ,Reformation‘ zuerst Kirchenspaltung, während viele lutherische Christen das Wort ,Reformation‘ hauptsächlich mit der Wiederentdeckung des Evangeliums, mit Glaubensgewissheit und Freiheit verbinden", hieß es dazu in einem gemeinsamen Studiendokument zur Geschichte der Reformation.
Die jetzt veröffentlichte Liturgie spiegelt die in dem Dokument behandelten Themen Dank, Buße, gemeinsames Zeugnis und gemeinsame Verpflichtung wider, wie es in der Einleitung heißt. Dank und Klage stünden nicht allein. Sie führten Katholiken und Lutheraner „zum gemeinsamen Zeugnis und zur gemeinsamen Verpflichtung einander gegenüber und für die Welt“.
Im Bußteil geht die Vorlage auf das „Versagen“ der Christen im 16. Jahrhundert ein, die akzeptiert hätten, „dass das Evangelium mit den politischen und ökonomischen Interessen der Machthaber verwoben wurde“. Dabei wird die Schuld auf beiden Seiten benannt – „das Böse, das Katholiken und Lutheraner einander angetan haben“.
Auf das Schuldbekenntnis folgen ein Friedensgruß und das gemeinsame Glaubensbekenntnis. Anschließend werden die „fünf Imperative“ des Studiendokuments zum gemeinsamen Handeln in Erinnerung gerufen: Von der Perspektive der Einheit und nicht der Spaltung ausgehen, einander durch das gegenseitige Zeugnis des Glaubens verändern lassen, die sichtbare Einheit suchen, die „Kraft des Evangeliums für unsere Zeit wiederentdecken“ und „im Dienst an der Welt zusammen Zeugnis für Gottes Gnade ablegen“.
Der LWB und der Päpstliche Einheitsrat selbst planen für den 31. Oktober einen gemeinsamen Gottesdienst im schwedischen Lund, dem Gründungsort des LWB. Dabei sollen zugleich das 50-jährige Jubiläum des lutherisch/römisch-katholischen Dialogs und das 70-jährige Bestehen des LWB begangen werden.
In Deutschland bereiten die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ebenfalls einen zentralen gemeinsamen Gottesdienst vor, der am Vorabend des zweiten Fastensonntags 2017 (11. März, Reminiszere) stattfinden soll. Er soll den Charakter eines „Versöhnungsgottesdienstes“ haben und den Kern eines seit Jahren betriebenen Prozesses der „Heilung der Erinnerung“ („healing of memory“) bilden. Nach diesem Vorbild sollen auch weitere Gottesdienste auf lokaler Ebene gefeiert werden.

Der Gottesdienst-Entwurf (zunächst nur in englischer Sprache): www.lutheranworld.org. Das ökumenische Projekt „2017gemeinsam“ will demnächst eine überarbeitete und praxisnahe deutsche Version veröffentlichen: www.2017gemeinsam.de.