In der serbischen Hauptstadt Belgrad haben Jugendliche am Freitag eine 24-stündige Sitzblockade begonnen. Damit protestieren sie gegen das Ergebnis der jüngsten Parlaments- und Lokalwahlen vor zwei Wochen, die laut offiziellem Ergebnis die Serbische Fortschrittspartei (SNS) von Präsident Aleksandar Vucic gewann. Studenten, die Opposition und Aktivisten werfen ihr vor, den Sieg “gestohlen” zu haben.
Mit Zelten, Protestplakaten und Stromgeneratoren richteten die jungen Serben am Freitagnachmittag ihr Lager vor dem Ministerium für Staatsverwaltung und lokale Selbstregierung ein. “Wir verlangen die Veröffentlichung der Wählerlisten und die Prüfung von Wahlberechtigten”, zitiert der Sender “N1” eine Studentin. Die jungen Aktivisten prangerten erneut eine mutmaßliche Manipulation an, die auch nach Einschätzung mehrerer EU-Wahlbeobachter stattgefunden habe. So sollen bis zu 50.000 Wähler aus dem benachbarten Bosnien und Herzegowina mit Bussen systematisch nach Belgrad gebracht worden sein.
Seit den Wahlen am 17. Dezember ging die Opposition täglich auf Belgrads Straßen, um Neuwahlen zu fordern. Die einflussreiche serbisch-orthodoxe Kirche äußerte sich bisher nicht zu der politischen Lage; ihr gehören 85 Prozent der Serben an. Im Interview mit der Zeitung “Danas” (Freitag) unterstellte ein Religionsexperte dem serbisch-orthodoxen Patriarchen Porfirije eine indirekte Unterstützung für die Vucic-Regierung. Dabei erfordere die derzeitige Lage eine klare Verurteilung.