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Selbstkritik und Wandel: Bremische Kirche vor Herausforderungen

Der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche, Bernd Kuschnerus, hat die neu gewählte Kirchenleitung aufgerufen, selbstkritisch die anstehenden Aufgaben anzugehen. „Die Versuchung ist groß, dass wir ein idealisiertes Bild unserer Kirche zeichnen“, warnte er am Freitag bei der Einführung des neuen Leitungsgremiums Kirchenausschuss im Bremer St.-Petri-Dom mit Blick auf Fälle von sexualisierter Gewalt. Kuschnerus gehört selbst zum insgesamt 13-köpfigen Kirchenausschuss, er wurde wiedergewählt.

„Wir wissen, die Kirche war bislang kein Ort, der für Menschen sicher war“, sagte der Pastor laut Predigtmanuskript. „Dem Wissen um sexualisierte Gewalt in der Kirche können wir nicht mehr ausweichen. Dabei war unser Selbstbild ganz anders.“ Dieses falsche Selbstbild müsse korrigiert werden. „Denn wir werden uns fragen lassen müssen, ob wir alles dafür getan haben, um die Gefahr sexualisierter Gewalt zu minimieren. Und wir werden nie hundertprozentig sagen können: Das gibt es bei uns nicht.“

Angesichts sinkender Mitgliedszahlen und schwindender Finanzkraft kündigte Kuschnerus Veränderungen in der Kirche an: „Wir müssen lernen, manches zu lassen, um die Hände frei zu haben.“ Dennoch sei er zuversichtlich, dass die bremische Kirche die Krisen „mit Tatkraft und Besonnenheit“ meistern werde.

Weiter betonte der Theologe die Bedeutung der Kirche als Brückenbauerin in der Gesellschaft. Sie solle den Dialog fördern, unterschiedliche Meinungen respektvoll aufnehmen und sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen. Die Kirche verbinde lokale Gemeinschaften mit internationalen Partnerschaften und zeige durch ihr Engagement, dass sie für Versöhnung, Solidarität und Nächstenliebe einstehe.

Der künftigen Kirchen-Spitze gehört neben Kuschnerus unter anderem die neu gewählte Präses Maria Esfandiari an. Das Amt der Präses hieß früher Präsidentin. Der Titel von Kuschnerus war bisher Schriftführer, jetzt lautet er Kirchenpräsident. Der Kirchenausschuss ist für sechs Jahre im Amt. Er setzt unter anderem die Beschlüsse des Kirchenparlamentes um, das in Bremen Kirchentag heißt und zu dem 137 Delegierte zählen. Zur Bremischen Evangelischen Kirche gehören 50 Gemeinden mit rund 150.000 Mitgliedern.