DETMOLD/BONN – Zum Dienst kam Ako Haarbeck häufig mit dem Fahrrad. Symbole der Macht blieben dem langjährigen Landessuperintendenten der Lippischen Landeskirche fremd. Das Evangelium sei glaubwürdig, erläuterte der evangelische Theologe einmal. „Die Kirche nicht so ohne Weiteres.“ Am Montag starb der promovierte Theologe, der von 1980 bis 1996 an der Spitze der lippischen Kirche stand, im Alter von 85 Jahren in Detmold.
Der amtierende lippische Landessuperintendent Dietmar Arends würdigte seinen Amtsvorgänger als verständnisvollen Seelsorger und leidenschaftlichen Prediger: „Ako Haarbeck hatte eine besondere Gabe, die biblische Botschaft für die Menschen seiner Zeit zur Sprache zu bringen.“ Haarbecks Lebensthema: „Ich halte die Bibel und ihre Botschaft für die entscheidende Quelle der Menschenwürde.“
Weggefährten charakterisieren ihn in Gegensätzen: Er war sowohl pietistisch als auch politisch, intellektuell und zugleich bodenständig, deutlich in der Sache und doch tolerant im Umgang.
Die Bibel stehe für ihn nicht auf einem Sockel, sondern habe nach seiner Überzeugung mitten ins Leben geholt werden müssen, erklärte vor Jahren die Deutsche Bibelgesellschaft in Stuttgart, deren Vorsitzender Haarbeck von 1987 bis 1999 war.
Kirchenbürokratie begegnete Haarbeck dagegen skeptisch. Gleichwohl wurde er schnell in hohe Leitungsämter berufen. So stand er nicht nur 16 Jahre an der Spitze der lippischen Kirche, sondern engagierte sich ab 1980 auch im Vorstand des Reformierten Bundes und war von 1985 bis 1994 Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Als Vorstandsvorsitzender bestimmte er zudem von 1992 bis 1998 den Kurs des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main. „Ich bin Prediger, Seelsorger und sehr gerne Lehrer“, betonte Haarbeck bereits bei seiner Vorstellung für das Amt des Lippischen Landessuperintendenten. „Und dies möchte ich auf jeden Fall bleiben.“
Haarbeck stand für eine Kirche, die angesichts von Krieg und Ungerechtigkeit Stellung bezieht. Wenn nötig, müsse Kirche auch „biblisch begründeten Ärger“ machen. Atomare Abschreckung, Aufrüstungsspirale und Militarismus geißelte er als „eine Lästerung des Gottes, der das Recht und das Leben für alle will“.
Als er wegen seiner öffentlichen Kritik am Golfkrieg von 1991 angegriffen wurde, entgegnete er: „Da der Krieg Sünde ist, muss man dagegen reden.“ Die Kirche sah Haarbeck als „Friedensbewegung Gottes“ in der Verantwortung, „intensiver und radikaler über die Bedingungen des Friedens nachzudenken“.
Mit dem späteren Bundespräsidenten Johannes Rau verband Haarbeck eine gemeinsame Schulzeit in Wuppertal. Als Ministerpräsident überbrachte Rau zu Haarbecks 60. Geburtstag in Lippe persönlich Glückwünsche.
Haarbeck wurde am 20. Januar 1932 in Hoerstgen bei Moers geboren, er stammte aus einer reformiert-pietistischen Predigerdynastie am Niederrhein. Den verkürzten Vornamen Ako (eigentlich: Hans-Jakob) übernahm er von einem Vorfahren, der den christlichen Neukirchener Abreißkalender begründete. Haarbeck promovierte mit einer Untersuchung über den schwäbischen Pietisten Ludwig Hofacker.
Sein Pfarrberuf führte ihn in eine Westerwald-Gemeinde und in die Grafschaft Bentheim. 1979 wählte ihn die Lippische Landessynode zum Landessuperintendenten der kleinen Kirche, die heute rund 163000 Mitglieder in überwiegend reformierten Gemeinden hat. Haarbeck war Vater von drei erwachsenen Kindern und lebte zuletzt mit seiner Frau in Bonn.
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Sein Lebensthema war die Bibel
Bürokratie war ihm ein Gräuel, Predigen seine Leidenschaft: Ako Haarbeck starb im Alter von 85
