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Segen bringen und Segen sein

Jetzt ziehen sie wieder von Tür zu Tür, die Sternsinger. Mädchen und Jungs, in prächtige Gewänder gehüllt, eine selbst gebastelte Krone auf dem Kopf und ihr Markenzeichen, den goldenen Stern, auf einem Stecken in der Hand. Sie trotzen Kälte und Sturm, wenn sie unterwegs sind, um ihre Lieder zu singen und ihren Segensspruch mit Kreide an die Häuser zu schreiben. Herzerwärmend ist das, wenn man sie im Fernsehen aufgeregt um die Kanzlerin oder den Bundespräsidenten herumwuseln sieht.

Aber die Sternsinger sind nicht nur niedlich. Sie erreichen auch etwas: Die Spenden, die sie bei ihren Rundgängen sammeln, sind bestimmt für Kinder in Not. So kommt für die engagierten Kinder und Jugendlichen zusätzlich zum Spaß das Gefühl: Wir können die Welt zum Guten verändern. Wir können Segen bringen und ein Segen sein.

Wie schön, dass dieser Brauch schon länger nicht mehr auf die katholische Konfession beschränkt ist. Auch evangelische Christen freuen sich über das Kreidezeichen C+M+B – Christus segne dieses Haus. Und evangelische Kinder sind ausdrücklich dazu eingeladen, mitzumachen beim Sternsingen. In manchen Gemeinden werden die Gruppen sogar überwiegend von evangelischer Seite bestückt.

Ein Zeichen, das hoffen lässt: 500 Jahre nach Luthers Thesenanschlag gibt es Wichtigeres als den Streit über dogmatische Spitzfindigkeiten. Alle Christinnen und Christen gemeinsam sind in dieser Welt dazu aufgerufen, Gottes Segen zu verkünden und zu leben – egal ob evangelisch oder katholisch. Allmählich scheinen die Kirchen zu verstehen, dass dieser Segen unteilbar ist.