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Seemannsheim unter neuer Leitung

Die neue Chefin hat bereits als Leiterin einer Klinik gearbeitet. Jetzt möchte sie “etwas ganz Anderes” machen.

Die neue Leiterin Susanne Hergoss (li.) mit ihrer Vorgängerin Inka Peschke
Die neue Leiterin Susanne Hergoss (li.) mit ihrer Vorgängerin Inka PeschkeThomas Morell

Hamburg. Zum Jahreswechsel hat das Seemannsheim Krayenkamp am Hamburger Michel eine neue Leitung bekommen. Nach 14 Jahren gibt Inka Peschke (64) die Geschäftsführung an die Diakonin und ehemalige Klinikleiterin Susanne Hergoss (61) ab. Das Seemannsheim mit seinen 83 Zimmern sei ein "eigener Mikrokosmos", in dem sich die Entwicklung der internationalen Seeschifffahrt widerspiegelt, sagt Inka Peschke, die in den Ruhestand geht. Sie werde sich künftig um ihre Familie und ihren Seekarten-Verlag kümmern.
Verbindungen zur Seefahrt hat Susanne Hergoss vor allem durch ihre tägliche Schiffsfahrt mit der Hadag-Fähre von Finkenwerder in die Innenstadt. Die gelernte Krankenschwester hat zuletzt ein Altenheim und ein Krankenhaus in Hamburg geleitet. "Jetzt möchte ich mal etwas ganz anderes machen." Als ausgebildete Diakonin wird sie auch Andachten im Seemannsheim anbieten, die im Advent, zu Erntedank und zum Totengedenken in der kleinen Kapelle des Hauses gefeiert werden. 

Bewohner leben jahrelang im Seemannsheim

Nur noch selten dient das Seemannsheim als hafennahe Schlafstätte der Seeleute zwischen zwei Jobs. Gut ein Viertel der Bewohner lebt hier schon seit Jahren, beobachtet Inka Peschke. Ältere Seeleute aus dem Ausland, die bei einer deutschen Reederei angeheuert hatten, müssten in Deutschland leben, wenn ihre Rentenansprüche nicht verfallen sollen. Viele würden aber auch im Rentenalter noch hier leben, weil die Gesundheitsversorgung besser ist als in ihrer Heimat. Weil viele Seeleute zu Hause ihre Großfamilie unterstützen, müssten sie sich hier auch als Rentner mit Gelegenheitsjobs etwas dazuverdienen. 
Mittlerweile hat sich das Seemannsheim auch für Touristen geöffnet, die allerdings einen höheren Preis als die Seeleute zahlen müssen. Dazwischen finden sich auch Schulungsgruppen der Reedereien und einzelne Seeleute, die nur für eine Nacht bleiben. Die 25 Mitarbeiter stammen aus sieben verschiedenen Ländern. Doch finanziell überleben kann das Haus nur durch Spenden und die Schiffabgaben der Reeder. Träger ist die Seemannsmission Hamburg. 
Susanne Hergoss hat sich bereits einige Wochen lang eingearbeitet. Sie müsse schon durchsetzungsfähig sein, hat sie von ihrer Vorgängerin mit auf den Weg bekommen. Wenn sich Ghanaer und Filipinos am Küchenherd streiten, sei auch mal ein Machtwort fällig, weiß Inka Peschke. Doch Durchsetzungskraft ist in der Familie von Inka Peschke möglicherweise sogar erblich. Sie stammt aus einer Pastorenfamilie und einer ihrer Vorfahren war der Reformator Martin Luther. (epd)