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Schriftart und Tonqualität – Wie “gefühlte Wahrheit” entsteht

“Fake News” kommen oft täuschend echt daher. Glaubwürdigkeit hängt laut einem Forscher weniger von Fakten ab, als man vermuten würde. Denn das menschliche Gehirn liebt klare Botschaften – auch wenn sie nicht stimmen.

Oft entscheiden offenbar Kleinigkeiten über die Frage, wie glaubwürdig eine Information erscheint. “Wenn etwas klar gedruckt und gut lesbar ist, glauben wir es eher, als wenn die Schrift schwer zu lesen ist”, sagte der Psychologe Norbert Schwarz im Interview der Zeitschrift “Psychologie Heute” (Juli-Ausgabe). Auch bei guter Akustik würden Nachrichten eher als wahr akzeptiert, als wenn man genau hinhören müsse.

Hinzu komme: “Je öfter wir etwas hören, desto leichter glauben wir es.” Es spiele eine entscheidende Rolle, wie leicht Informationen sich verarbeiten ließen. In den Sozialen Medien zeige sich “die endlose Wiederholung von ähnlichen Inhalten in meinem selbst ausgewählten Stream”, sagte der Wissenschaftler. “Ich bin in dieser Welt umgeben von Freundinnen und Freunden, die ganz meiner Meinung sind. All das erleichtert die Verarbeitung, es gibt wenig Widerspruch. So entstehen Meinungsblasen.”

In Experimenten habe er fünf Wahrheitskriterien festgestellt, erklärte Schwarz. Zunächst prüften Menschen, ob eine Nachricht kompatibel mit anderen Dingen sei, die sie bereits wüssten. “Zweitens: Ist das in sich konsistent? Drittens: Glauben andere daran? Viertens: Ist die Quelle glaubwürdig? Und fünftens: Gibt es irgendwelche Evidenz für diese Aussage?” Diese rationalen Überlegungen seien jedoch mit der Erfahrung verknüpft, wie gut sich die Information verarbeiten lasse.

Wenn etwas nicht mit dem vereinbar sei, das man bereits wisse, erfordere es Aufmerksamkeit und Abwägung, sagte der Experte. Auch spüre man mitunter intuitiv, wenn etwas nicht stimme. Wenn Misstrauen erst einmal geweckt sei, suchten Menschen eher gezielt nach Informationen, die der Aussage widersprächen. Wer etwas jedoch intuitiv für richtig halte, suche eher nicht mehr nach Belegen – “oder nur nach Belegen, die unseren Glauben stützen”.