Schön ist er nicht, aber er gehört für uns einfach zum Advent: der Punk-Engel. Seine Pfeifenputzer-Haare, die ihm den Namen gaben, stehen steif wie mit Haarspray geföhnt in die Luft. Der Blick aus einem gemalten und einem aufgeklebten Auge hat etwas leicht Schräges, Verwegenes.
Etwas unansehnlich ist er geworden, seitdem er vor Jahren als Kindergartenbastelei entstand. Weit entfernt von seinen süßlichen, goldüberpuderten Engelkollegen, die sich jetzt überall tummeln. Aber gerade in dieser Form ist er ein guter Bote des Advent: Gott kommt. Er kommt dorthin, wo die Welt nicht glatt ist, nicht schön, nicht perfekt. Und er kündigt sich an durch Boten, die genauso wenig glatt, schön, perfekt sind.
Der Advent ist eine Sehnsuchtszeit. Bibeltexte und Lieder sprechen von dem brennenden Wunsch, die zerrissene, unvollkommene Welt heil und erlöst zu erleben. Endlich soll es soweit sein, dass die Ungerechten nicht mehr ihr eigenes Recht setzen und die Gewaltherrscher keine Macht mehr haben. Endlich soll der Zeitpunkt kommen, an dem Gott für den Umsturz aller zerstörerischen Verhältnisse sorgt.
In der Bibel wird Maria mit ihrem Lobgesang zur Botin dieser Hoffnung – eine junge Frau, die den Makel einer vorzeitigen Schwangerschaft trägt. Vor ihr sangen und sprachen andere von derselben Hoffnung; unvollkommene, manchmal auch schräge Typen: die zunächst kinderlose Hannah; Propheten, die von den Mächtigen verfolgt und vom Volk verlacht wurden. Auch König David, erfolgreicher Herrscher und fehlbarer Mensch, sang in seinen Psalmen von Gottes Eingreifen, von seiner Gerechtigkeit und seiner Zuwendung zu den Schwachen, Hilflosen, Verfolgten. Und die Verkündiger der Botschaft Jesu waren schlichte Hirten, Fischer, Handwerker.
Alles unvollkommene Boten Gottes. Kein Gold, kein Glitzer, keine Pracht. Stattdessen Menschen, die klagen und fragen, und gleichzeitig ihr tiefes Vertrauen ausdrücken: Gott hilft. Gott heilt. Gott kommt, und er ist schon da – aber anders, als gedacht. Kein gewaltsamer Umsturz, der zu einer gerechten Weltordnung unter göttlicher Herrschaft führt. Stattdessen ein kleines, unvollkommenes Kind; ein Licht in der Finsternis, noch nicht mehr.
Gottes Umsturz der Machtverhältnisse nimmt einen überraschenden Weg. Sie stellt zunächst die menschliche Vorstellung auf den Kopf, dass der Mensch selbst für seine Annahme vor Gott sorgen muss und dass Erfolg und Leistung seinen Wert ausmachen. So ist es nicht – das wird in Jesu Reden und Handeln immer wieder deutlich. Die Weihnachtsbotschaft heißt vielmehr: Gott liebt uns Menschen, und er ist uns nah. In jeder unserer Dunkelheiten. Ohne jede Einschränkung. Davon können wir unvollkommenen Menschen gar nicht genug erzählen, und dafür ist auch der Punk-Engel ein guter Bote.