Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz ist “tief enttäuscht”. Kritiker wie er warnen vor einem unzureichenden Schutz für besonders verletzliche Menschen. Aber das Vorhaben könnte noch kippen.
Das schottische Parlament hat mit 70 zu 56 Stimmen einem Gesetzentwurf zur Legalisierung von assistiertem Suizid grundsätzlich zugestimmt. Der von dem liberaldemokratischen Abgeordneten Liam McArthur eingebrachte Entwurf sieht vor, dass unheilbar kranke Erwachsene unter bestimmten Bedingungen Zugang zu tödlichen Medikamenten über das öffentliche Gesundheitssystem erhalten können. Zwei unabhängige Ärzte müssen zustimmen; eine 14-tägige Bedenkzeit ist vorgesehen.
Befürworter feiern den Schritt vom Dienstag als einen historischen Fortschritt für Selbstbestimmung am Lebensende. Kirchenvertreter warnen dagegen vor gefährlichen gesellschaftlichen Signalen und einem unzureichenden Schutz für vulnerable Personen. Tief enttäuscht äußerte sich der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von Schottland, Bischof John Keenan. Das Parlament habe den ersten Schritt gemacht, um dem Staat zu ermöglichen, verletzlichen Menschen die Mittel für eine vorzeitige Beendigung ihres Lebens bereitzustellen.
Gleichzeitig verwies der Bischof von Paisley darauf, dass viele prominente Parlamentsabgeordnete erhebliche Vorbehalte gegen den Gesetzentwurf von McArthur geäußert hätten. Er hoffe und bete, dass die Abgeordneten diese Bedenken ernsthaft überdenken und den Entwurf in den kommenden Abstimmungen ablehnen werden, so Keenan. – In der nächsten Phase des Gesetzgebungsverfahrens wird der Entwurf im Ausschuss detailliert geprüft und gegebenenfalls geändert. Schon eine kleine Zahl von Meinungsumschwüngen könnte das Vorhaben noch scheitern lassen.
Gesundheitsminister Neil Gray enthielt sich und betonte die Neutralität der Regierung. Ein ähnlicher Gesetzesvorschlag wird noch im Mai im britischen Unterhaus behandelt.