Zunehmende Diskriminierung ist nach Meinung der Kieler Sozialstaatssekretärin Silke Schiller-Tobies (Grüne) nicht hinnehmbar. „Ob im Alltag, im Job oder bei der Wohnungssuche: In fast allen Lebensbereichen werden Menschen immer deutlicher ausgeschlossen, herabgesetzt oder verleumdet. Das sagt auch etwas über den gesellschaftlichen Zustand im Jahr 2025 aus“, erklärte Schiller-Tobies laut Mitteilung des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums am Dienstag nach der Vorstellung des Jahresberichts der Antidiskriminierungsbeauftragten des Bundes, Ferda Ataman.
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes verzeichnete demnach 2024 einen erneuten Anstieg gemeldeter Diskriminierungsfälle. Die 11.405 Fälle seien die „höchste Zahl, die die Antidiskriminierungsstelle des Bundes je erreicht hat“, sagte Ataman in Berlin. Dies entspricht einem Anstieg von sechs Prozent gegenüber 2023 und einer Verdopplung der Fälle seit 2019. Rassistische Diskriminierung führt die Statistik mit 43 Prozent weiterhin an, gefolgt von Benachteiligungen aufgrund von Behinderung (27 Prozent) und Geschlecht (24 Prozent). Besonders betroffen sind Frauen: Die Zahl der Fälle hat sich Ataman zufolge in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt.
„Diskriminierung ist in Deutschland offenbar immer weiter verbreitet“, sagte Schiller-Tobies. „Diese Entwicklung dürfen wir nicht hinnehmen und auf sich beruhen lassen.“ Nicht nur jede und jeder Einzelne sei gefragt, das eigene Verhalten gegenüber anderen kritisch zu hinterfragen. Auch von staatlicher Seite müsse weiterhin alles dafür getan werden, Diskriminierung entgegenzuwirken.
„Dazu gehört nicht nur, Diskriminierungsformen wie Rassismus, Sexismus und Queerfeindlichkeit noch entschlossener zu bekämpfen. Wir brauchen auch bessere Rahmenbedingungen für einen offenen und diskriminierungsfreien Wohnungs- und Arbeitsmarkt“, erklärte Schiller-Tobies. Darüber hinaus müsse bei staatlichen Ämtern und Behörden Diskriminierung noch wirksamer unterbunden werden. Dafür müsse das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz auf Bundesebene entsprechend überarbeitet werden.
„In Schleswig-Holstein arbeiten wir aktuell an der Fortentwicklung des Aktionsplans Echte Vielfalt und werden im November auf einem Symposium mit Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Betroffenen die bestehenden Maßnahmen zum Schutz vor Diskriminierung diskutieren“, sagte Schiller-Tobies. Ziel sei es, „auf dieser Basis auch im Land neue Lösungsansätze zu entwickeln, um Diskriminierung noch gezielter entgegen zu wirken“.