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Scheidender Blaubeurer Dekan: Entwicklung gibt “ökumenischen Schub”

Der scheidende Blaubeurer Dekan Frithjof Schwesig (64) sieht in den grundlegenden Umstrukturierungen in der Evangelischen Kirche in Württemberg auch Chancen und Ermutigung. Durch die abnehmenden Zahlen vor allem bei Finanzen und Kirchenmitgliedern sei zwar eine Reduzierung der bisher 28 Gemeinden im Dekanat Blaubeuren auf 17 Gemeinden und eine Fusion mit dem benachbarten Dekanat Ulm nötig geworden, sagte Schwesig am Montag bei einer Pressekonferenz. Der geplante Abbau hat nach Einschätzung des Dekans jedoch nicht zu einem „Bedeutungsverlust“ von Kirche geführt: Mehrere Gemeinden hätten mit Unterschriftenlisten für ihre Pfarrstellen gekämpft und die Bedeutung einer Kirche vor Ort unterstrichen.

Die Pfarrerinnen und Pfarrer hätten sich aktiv an den Reformprozessen beteiligt und die Teamarbeit forciert, sagte der Dekan. Aber auch die Kirchengemeinderäte traditioneller evangelischer Gemeinden auf der Schwäbischen Alb hätten sich den Planungen nicht verweigert, sondern nach Wegen gesucht, wie das gemeindliche Angebot im Verbund mit anderen Gemeinden neu aufgestellt werden könne. So würde etwa der Konfirmandenunterricht in mehreren Gemeinden zusammengelegt.

Als wesentliche Aufgabe für die Zukunft sieht Schwesig den Immobilienbereich. Alle 6.000 Immobilien im Bereich der württembergischen Landeskirche sollen auf den Prüfstand, mit dem Ziel, dass bis zur Hälfte dieser Gebäude nicht mehr über Zuschüsse der Landeskirche finanziert werden. Diese Entwicklung könne einen ökumenischen Schub auslösen: Da die katholische Kirche vor ähnlichen Problemen stehe, stelle sich vermehrt die Frage, ob etwa Gemeindehäuser von beiden Konfessionen genutzt und so erhalten werden könnten. Diese Diskussion komme auch auf den Kirchenbezirk Blaubeuren zu.

Durch die Fusion der Dekanate Blaubeuren und Ulm wird Anfang nächsten Jahres der neue Kirchenbezirk Ulm/Alb-Donau entstehen, in dem in 41 Gemeinden rund 64.000 evangelische Christen leben. Dieses neue Dekanat wird der Ulmer Dekan Thorsten Krannich leiten, der bisherige Blaubeurer Dekan geht für sein letztes Dienstjahr in das zweite Glied und wird Gemeindepfarrer in Blaubeuren. Dabei reize ihn vor allem die Möglichkeit zu einer vertieften Seelsorge, sagte Schwesig. Von seinem Führungsamt wird Schwesig am 1. Juni von der Ulmer Prälatin Gabriele Wulz mit Gottesdienst und Empfang in der Stadtkirche verabschiedet.

Das traditionsreiche Dekanat Blaubeuren, das direkt in die Reformationszeit um 1530 zurückreicht, verabschiedet sich mit einer Busreise zu besonderen kirchlichen Orten am 13. September, einer Radtour und einem Kabarett zum Thema „Sag beim Abschied leise Servus“ am 8. Oktober. (1027/05.05.2015)