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Schauspieler der Bibel-Serie “The Chosen” im Vatikan

Die biblische Geschichte ist ein beliebter Filmstoff; weltberühmt die Darstellungen der Kreuzigung bei Pasolini oder Mel Gibson. Doch seit 2019 läuft das Ganze als Serie. Nun geht “The Chosen” in die fünfte Staffel.

Zuerst erhielt Jesus eine Führung durch den Petersdom. Dann betrat er im weißen Anzug die vatikanische Filmothek, begleitet von seiner Mutter Maria, dem Lieblingsjünger Johannes, Maria Magdalena – und Regisseur Dallas Jenkins, Erfinder und Produzent der US-Serie “The Chosen”. Die gesamte Filmcrew um Hauptdarsteller Jonathan Roumie (“Jesus”) hielt sich in diesen Tagen im Vatikan auf, um die fünfte Staffel der Serie vorzustellen.

Seit 2019 erzählt “The Chosen” (“Die Erwählten”) die Lebensgeschichte von Jesus und seinen Gefährten. Am Sonntag hatte das Team die Dreharbeiten zur Kreuzigung Jesu im süditalienischen Matera abgeschlossen; dieses hochdramatische Ereignis wird allerdings erst Teil der sechsten Staffel sein. Die acht Folgen der neuen Staffel, die ab 13. Juli auf Prime Video laufen sollen, drehen sich insbesondere um das Letzte Abendmahl und die Ereignisse davor. Auch hier ist Emotion und Dramatik pur zu erwarten.

Das Konzept der Serie, die von fast 300 Millionen Zuschauern in 55 Ländern und in 600 Sprachen gesehen wird, scheint aufzugehen. Zudem gibt es ein großes Marketingnetz mit eigener App und jeder Menge Gebetsaufrufe an die User-“Familie” weltweit. Inzwischen sei “The Chosen” auf fünf Kontinenten populär, sagt Erfinder Dallas Jenkins. Etwa jeder dritte Zuschauer weltweit sei nicht gläubig. Das liege möglicherweise an der Authentizität und Aktualität von Charakteren und Handlung. Jesus und seine Jünger agieren zwar in Kostümen und vor der Kulisse des Heiligen Landes vor 2.000 Jahren, doch haben sie mit sehr heutigen Problemen wie hohen Steuern, Arbeitslosigkeit, Armut und Krankheit zu kämpfen; und mit einer scheinbar ausweglosen Situation durch die römische Besatzung, in der viele nur noch die Aussicht auf den angekündigten Erlöser aufrecht hält. Dieser betritt in Gestalt von Jesus die Szene. Wie im Neuen Testament wirkt er Wunder, beeindruckt aber vor allem durch Menschlichkeit, Liebe und Humor.

Auch sei die Verbundenheit unter den Crew-Mitgliedern ungewöhnlich eng, betont “Jesus” Jonathan Roumie (50), übrigens fünf Jahre älter als seine Film-Mutter Maria (Vanessa Benavente). Dem gesamten Team aus verschiedenen christlichen Konfessionen sei bewusst, “an einer Mission für ein Projekt mitzuwirken, das weit über jedes filmische Engagement hinausgeht”. Keine Filmproduktion habe zum Beispiel der Geschichte des Letzten Abendmahls so viel Zeit gewidmet, so der New Yorker Katholik. Spannend dabei, dass Dallas Jenkins auch ein eigenes Letztes Abendmahl mit den Frauen inszeniert, in dem Jesus ihnen andeutet, was mit ihm geschehen wird.

Ziel der Serie sei es nicht, Leute zu bekehren, sondern das Leben Jesu in seiner ganzen Tiefe bekannt zu machen, betont Jenkins. “Vielleicht vergessen wir manchmal, dass er ganz Gott, aber auch ganz Mensch war”, so der Protestant. George Xanthis, der den Jünger Johannes spielt, räumt ein, dass er vorher nie die Bibel gelesen habe; inzwischen habe er eine Bibel-App auf dem Handy, so der griechisch-orthodoxe Christ. Vanessa Benavente sagt über ihre Rolle als Maria, diese sei die Erste gewesen, die “Ja” gesagt habe zum Plan Gottes, eine junge Frau als Mutter des Messias einzusetzen. “Ihre Stärke ist unglaublich”, so die US-Schauspielerin.

Nun steuert die Serie unweigerlich auf den dramatischsten und traurigsten Moment zu: Die Kreuzigungsszene, sie ist bereits abgedreht. Was genau den Zuschauer erwartet, will niemand aus dem Filmteam auch nur andeutungsweise verraten. Nur so viel: “Seit Beginn der Dreharbeiten vor sieben Jahren denke ich: Wie wird das, am Kreuz zu sein?”, verrät Hauptdarsteller Roumie. “Dann habe ich den Gedanken verdrängt, denn wir haben all diese anderen wichtigen Momente in der Serie: die Bergpredigt, die Speisung der Fünftausend, wie Jesus auf dem Wasser geht, auf die wir uns konzentrieren sollten.”

Dann kamen jedoch die Dreharbeiten in Matera vor ein paar Tagen. “Aber weil wir alle eine Familie geworden sind, haben wir uns gegenseitig getröstet. So konnten wir diese unfassbare Traurigkeit ertragen.” Und: Der Kreuzestod ist nicht das Ende der Serie: In weiteren Staffeln soll es dann um die Auferstehung gehen.