Das laufende Festjahr der katholischen Kirche ist sogar von zwei Päpsten geprägt: Dem vor sechs Monaten verstorbenen Franziskus und seinem Nachfolger Leo. Dagegen musste Rom beim “Jubeljahr” 1350 ohne Papst auskommen.
Während das Heilige Jahr 2025 langsam in den Endspurt geht, erinnert eine Ausstellung in Rom an die ungewöhnlichen Ereignisse beim zweiten “Jubeljahr” der katholischen Kirche. Die Schau “1350. Das Heilige Jahr ohne Papst” im Museum der Kaiserforen widmet sich bis 1. Februar 2026 diesem außergewöhnlichen Ereignis, das Glaube, Geschichte und Kultur in einer einzigen Erzählung verbindet, wie die Stadt Rom mitteilte. Zu sehen sind teils wenig bekannte oder noch nie gezeigte Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen aus bedeutenden italienischen und ausländischen Sammlungen sowie aus den Kapitolinischen Museen.
Im Gegensatz zum ersten Heiligen Jahr 1300, das Bonifatius VIII. in der Ewigen Stadt ausgerufen hatte, fiel das zweite “Giubileo” in die Zeit der sogenannten “Avignoner Gefangenschaft” (1309-1377): Damals residierten die Päpste, allesamt Franzosen, in Avignon. Um die Ausrufung des Festjahres für 1350 zu erwirken, sandte die Stadt Rom 1342 Botschafter nach Avignon. Zu den berühmtesten Unterstützern dieser Initiative zählte der Freiheitskämpfer Cola di Rienzo (1313-1354), der Richard Wagner zu seiner Oper “Rienzi” inspirierte, und der Dichter und Rom-Liebhaber Francesco Petrarca (1304-1374, “Die Göttliche Komödie”).
Die Ausstellung präsentiert Werke, die die Heldentaten und Legenden von Petrarca und Cola di Rienzo veranschaulichen. Statuen des Erzengels Michael aus dem alten Lateranhospital und der Heiligen Veronika aus dem Musée des Beaux-Arts im französischen Dijon zeugen von der Hingabe der Gläubigen und Pilger. Thematisiert werden auch dramatische Ereignisse jener Jahre wie die Pestepidemie von 1348 und das verheerende Erdbeben, das Rom in der Nacht des 9. September 1349 erschütterte.
Ebenso ermöglicht die Schau Einblicke in den damaligen Alltag der Römer. Den Abschluss der Ausstellung bilden Werke, die die Rückkehr des Papstes nach Rom und die Rolle der Heiligen Katharina von Siena bei diesem Ereignis veranschaulichen. Das Museum der Kaiserforen an den Trajansmärkten ist ein symbolträchtiger und strategischer Knotenpunkt zwischen den beiden wichtigsten religiösen Zentren Roms: dem Lateran und dem Vatikan.