Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes, wie der Untertitel des “Jedermann” lautet, ist ein Dauerbrenner der Salzburger Festspiele. Blockbuster und Ostergottesdienst in einem, findet die Schauspieldirektorin.
Als ein einzigartiges Phänomen hat die neue Schauspieldirektorin der Salzburger Festspiele, Marina Davydova, den “Jedermann” von Hugo von Hofmannsthal bezeichnet. “Am Anfang konnte ich mich darüber nur wundern. Aber meine Einstellung dazu hat sich völlig verändert”, sagte die aus Aserbaidschan stammende Expertin für europäisches Theater der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag). Die diesjährige Inszenierung sei brillant und verdientermaßen sehr erfolgreich. “Sehr beeindruckend ist auch die Bühne, die den Dom in den Mittelpunkt stellt.”
Der kanadische Regisseur Robert Carson, der ein echter Experte für die Texte von Hofmannsthal sei, habe noch einmal ein neues Kapitel in der Geschichte des “Jedermann” aufgeschlagen, erklärte Davydova. Auch in Russland gebe es heilige Stücke wie Tschaikowskys “Schwanensee” und den “Nussknacker” oder Tschechows “Die Möwe”. Der “Jedermann” sei jedoch von seiner Bedeutung für Salzburg wie all diese Stücke zusammen “und gleichzeitig noch wie der Ostergottesdienst in der Kirche und ein Hollywood-Blockboster, alles in einem”.
Der “Jedermann” in der Regie von Max Reinhardt wurde am 22. August 1920 zur Eröffnung der ersten Salzburger Festspiele vor dem dortigen Dom aufgeführt. Das Stück, das seither in keiner Saison fehlen darf, ist längst zum Mythos geworden. Über die Jahre verkörperten Schauspielstars wie Klaus Maria Brandauer, Ulrich Tukur, Curd Jürgens, Peter Simonischek, Tobias Moretti oder Lars Eidinger die Titelrolle. In der Neuinszenierung ist Philipp Hochmair zu erleben, an seiner Seite Deleila Piasko als “Buhlschaft”.