Augenhornhäute und Herzklappen stellen einen Großteil der Gewebespenden. Von den Spenden des vergangenen Jahres profitierten mehr als 8.000 Personen. Doch der Bedarf ist größer.
Im vergangenen Jahr hat die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation 3.698 Gewebespenden registriert. Diese kamen 8.340 Patientinnen und Patienten zugute, wie die Gesellschaft am Mittwoch mitteilte. Mehrheitlich handelte es sich demnach um Augenhornhaut. Mit den entsprechenden Transplantaten konnten den Angaben zufolge 5.470 Menschen versorgt werden. Dennoch stünden mehr als 2.800 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste. Augenhornhauttransplantate verhelfen Menschen mit schweren Erkrankungen oder Verletzungen der Augenoberfläche zu klarer Sicht und damit neuer Lebensqualität.
Engpässe bestehen laut der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation weiterhin auch bei Herzklappen. Hier konnten im vergangenen Jahr 167 Menschen versorgt werden – 30 weniger als im Jahr zuvor. Der Bedarf liege bei mehr als 300 Herzklappen, gemessen an der Anzahl an Anträgen, die die Gesellschaft von den Kliniken in 2024 erhielt.
Steigende Anfragen erwarten Experten mit Blick auf die Amnionmembran der Plazenta. Das Gewebe, das werdende Mütter im Rahmen einer Lebend-Gewebespende bei geplanter Kaiserschnittgeburt spenden können, kam 2024 sechsmal bei schweren Wundheilungsstörungen oder als Hautersatz bei Verbrennungen zum Einsatz.
Die meisten Gewebespenden wurden den Angaben der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation zufolge bei Herz-Kreislauf-Verstorbenen bis zu 72 Stunden nach Todeseintritt unabhängig von der Organspende realisiert. Anders als bei der Organspende ist die Gewebespende nicht an die Feststellung des Hirntodes gebunden.
Insgesamt habe die Spendenbereitschaft in den vergangenen zwei Jahren abgenommen, beklagte die Gesellschaft. Noch immer müssten zum Großteil die Angehörigen im Sinne der Verstorbenen eine Entscheidung treffen. Nur rund 30 Prozent aller potenziellen Spender hätten ihren Willen zu Lebzeiten dokumentiert oder mündlich mitgeteilt. Dass die Einführung einer Widerspruchslösung an diesem Umstand etwas ändern könne, sei möglich, hieß es. “Wir blicken gespannt auf die politische Debatte und wünschen uns für die Organ- und Gewebespende insgesamt eine breitere Akzeptanz und Selbstverständlichkeit in der Bevölkerung.”