RTL wird am 31. Mai zum Nichtraucher-TV. In einer Drei-Stunden-Spezialsendung am Weltnichtrauchertag will der Sender prominenten Gästen und Zuschauern die Nikotinsucht austreiben.
Am Samstag wird im Studio 5 von RTL in Köln-Deutz schwarzer Rauch aufsteigen. Dort, wo sonst Sportjournalisten über den NFL-Spielbetrieb berichten, werden die amtierende Dschungelkönigin Lilly Becker und RTL-Wetterexperte Christian Häckl ein allerletztes Mal genüsslich an einer Zigarette ziehen, um dann die Reste des Glimmstängels vor laufender Kamera auszudrücken – und fortan nie wieder zu qualmen. So ist jedenfalls der Plan dieses “großen Gratis-Coachings”, für das RTL drei Stunden Sendezeit freiräumt. Und im besten Fall tun es zahlreiche Zuschauer den Promi-Rauchern gleich.
In “Endlich Nichtraucher” wird man kernige Sätze der Sorte “Rauchen ist so kommunikativ wie ein Furz im Aufzug” inhalieren können. Das ist vielleicht nicht gerade feinster britischer Humor, jedoch reichten die Sprüche dem Engländer Allen Carr zur Popularität: Der Ex-Raucher, 2006 an Lungenkrebs verstorben, schrieb mit “Endlich Nichtraucher” einen Bestseller, der in der Gemeinde der Nikotin-Befreiten als Kult-Fibel gilt. Die nach seiner “Easyway”-Methode benannten Rauchentwöhnungskurse, die in der Regel über sechs Stunden gehen, werden mittlerweile in 50 Ländern angeboten. Auch die dreistündige Hilfe-Show auf RTL ist de facto ein verkürztes Allen-Carr-Seminar.
Moderiert wird das Ganze von Wolfram Kons. Der bekennende Nichtraucher war bis vor drei Jahren im Hauptberuf der Hallo-Wach-Mann im RTL-Frühstücksfernsehen. Seither widmet er sich in erster Linie der RTL-Stiftung “Wir helfen Kindern” als oberster Projektleiter und prominentes Gesicht beim jährlich stattfindendem Spendenmarathon. Das Show-Special “Endlich Nichtraucher” ist Kons’ Erfindung, die Idee dafür aber nicht neu.
Der 31. Mai als Sendetermin ist zwar nicht traditionell der Tag der guten Vorsätze wie der 1. Januar. Es handelt sich aber immerhin um den Weltnichtrauchertag und damit die zweitbeste Chance, um Abstinenzler zu werden. Gute Gründe, sich vom Qualmen zu verabschieden, gibt es viele. Methoden zur Rauchentwöhnung ebenso, von der Hypnose bis zum Nikotinpflaster. Die von Allen Carr verspricht “Entzug ohne Druck und Qualen” und setzt darauf, dass die Entscheidung, das Rauchen zu lassen, zu 95 Prozent im Kopf stattfindet.
Als Werbesendung für Allen Carr will Moderator Kons “Endlich Nichtraucher” im Gespräch mit dem KNA-Mediendienst dennoch nicht verstanden wissen. “Es ist nach unseren Recherchen eine der erfolgreichsten Methoden”, betont er. Was er daran smart findet: “Sie räumt mit Mythen auf: Rauchen verschafft Genuss, baut Stress ab, fördert die Konzentration, ist gemütlich? Alles Quatsch! Das bildest du dir nur ein.”
Die Sendung zeige, wie man in speziellen Situationen mit Gefühlen anders umgehen könne – und dass das Leben als Nichtraucher überhaupt nicht mit Verlust und Verzicht verbunden sei: “Wer nicht mehr raucht, gewinnt”, so Kons.
Man wolle auch nicht mit erhobenem Zeigefinger (“Du darfst nicht rauchen!”) auf Raucher losgehen, sie gar kriminalisieren, sondern ihnen stattdessen ein weltweit erfolgreiches Angebot machen, wie sie von der Sucht wegkommen. Denn: “Rauchen trägt nach übereinstimmenden Erkenntnissen nicht dazu bei, das Leben unbedingt zu verlängern. Es bringt Nähe, aber auch Nähe zum Tod.”
Aber braucht es überhaupt so eine Show? Der Tabakkonsum hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich abgenommen. Anfang der 2000er Jahre gab es rund 17 Millionen rauchende Bundesbürger. Ihre Zahl sank zuletzt auf etwas mehr als zwölf Millionen. Nichtraucherschutzgesetze machen es inzwischen einfach, dem Qualm auszuweichen. Rauchen im Bus, im Flugzeug, im Restaurant und in den meisten Kneipen: heute unvorstellbar. An der Notwendigkeit seines TV-Seminars lässt Wolfram Kons jedoch keinen Zweifel aufkommen. Rauchen sei nach wie vor “ein Massenthema” – und aktuelle Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen zeigten: “Der Tabakkonsum geht seit 2023 wieder hoch.”
Kons selbst war “nie in der Sucht drin” und macht die Sendung deshalb nicht aus eigenem Leidensdruck. Er sei auch “nicht gegen Raucher”, sondern “für Menschen”, betont er, “und Menschen, die rauchen, bekommen bei uns auf angenehme Art und Weise die Chance, in Zukunft nicht mehr rauchen zu müssen.” Egal, was er moderiert: Den RTL-Moderator treibt das persönliche Motiv an, “mit Fernsehen etwas zu bewirken”. Dass das mit der Entwöhnung via Fernsehen funktionieren kann, habe er mit seiner ersten Sendung ähnlicher Machart 2004 bei n-tv bewiesen. Noch heute bekomme er Mails von Leuten, die ihm schreiben: “Ich bin immer noch rauchfrei.” Und für Samstag hofft er “auf schön schlechtes Wetter, damit die Leute nicht draußen im Biergarten sind und rauchen”.