Das Psychosoziale Zentrum für traumatisierte Geflüchtete, Refugio Stuttgart, hat die geplante Aussetzung des Familiennachzugs von Flüchtlingen mit subsidiärem Schutzstatus für zwei Jahre kritisiert. Oft gebe vor allem die Familie Geflüchteten Halt, die Folter oder andere schwere Menschenrechtsverletzungen erlebt hätten, teilte Refugio am Dienstag anlässlich des Internationalen Tags zur Unterstützung von Folteropfern am 26. Juni mit.
Fast 23 Prozent der Klienten, die bei Refugio Stuttgart in Behandlung waren, hätten in ihren Heimatländern schwere Folter erfahren, hieß es weiter. Foltererfahrungen hätten besonders gravierende psychische Folgen – daher gelten Betroffene als besonders schutzbedürftig im Sinne der EU-Aufnahmerichtlinie.
Dennoch erhielten längst nicht alle von ihnen in Deutschland Asyl oder einen Flüchtlingsstatus. „Aufgrund der psychischen Traumatisierung fällt es vielen schwer, in der Anhörung über die Foltererfahrung zu berichten“, sagte die Leiterin von Refugio, Ulrike Schneck. „In anderen Fällen wird den Berichten nicht geglaubt, oder es wird bezweifelt, dass die Person bei einer Rückkehr erneut Gefahr laufen würde, der Folter ausgesetzt zu sein.“ In all diesen Fällen werde der Antrag auf Flüchtlingsschutz abgelehnt und die Person erhält allenfalls einen subsidiären Schutz oder einen anderen vorübergehenden Schutz.
Dabei seien Sehnsucht und Sorge um in der Heimat verbliebene Verwandte eine zusätzliche Belastung. Die Traumafolgen verfestigten sich und ein Neuanfang könne nicht gelingen, so Refugio. Deshalb sei es wichtig, den Familiennachzug für Flüchtlinge mit subsidiärem Schutzstatus zu erlauben. (1496/24.06.2025)