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„Reformen machen wir selber“

Die Emmaus-Ölberg-Gemeinde in Berlin-Kreuzberg tanzt mit ihren vielen Ideen immer wieder aus der Reihe.

Von Monika Herrmann

„Im Welt-Café finden sich immer Leute, die was erzählen können“, sagt Pfarrer Jörg Machel. Es befindet sich in der Berliner Emmaus-Kirche und ist ein wichtiger Treffpunkt für Menschen aus der Gemeinde, für Nachbarn und Leute, die zufällig vorbei kommen, Lust auf Kaffee und Kuchen haben, oder irgendeine Idee, die sie umsetzen wollen. Der Kiez rund um die Kirche galt einmal als Szene-Kiez. Hausbesetzer, Autonome, die am 1. Mai Krawalle anzettelten, hatten in „Kreuzberg 36“ ihr Zuhause. Die Gemeinde und ihr Pfarrer haben zwischen den Fronten vermittelt.

Das ist heute manchmal auch noch nötig. Der Kiez sei „eine Mischung, in dem gut Betuchte und Hartz IV-Empfänger Nachbarn sind“, erklärt der Pfarrer. Nicht immer gehe man freundlich miteinander um. Doch im Sonntagsgottesdienst sitzen sie nebeneinander, im Café trinken sie zusammen Kaffee und reden. Alles ganz locker: Protestanten, Atheisten, Zugereiste oder Alt-Kreuzberger. Niemand kann das so genau sagen, wer was ist und es interessiert eigentlich auch nur am Rande. Willkommen sind alle, die in der Emmaus-Ölberg-Gemeinde andocken.

Nicht nur ein Gotteshaus

Die riesige umgebaute Kirche ist nicht nur Gotteshaus. Gegenüber dem Gottesdienstraum im Parterre liegen der Welt-Laden und das Café. In den oberen Stockwerken gibt es vermietete Büros, ein Yoga- und Qi-Gong-Studio, große und kleinere Räume für Sitzungen des Gemeindekirchenrates, Chorproben und natürlich das Büro des Pfarrers. Doch der ist lieber im Haus unterwegs oder im Kiez, wo er Leute trifft und sich deren Sorgen und Probleme anhört.

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