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Reformatorischer Perspektivwechsel nötig

UK 52-1/2018, Rheinische Landessynode (Seite 9: „Mehr Jugend und neue Gemeindereformen“)
„Wir wollen Innovationen stärken und nicht etwas an den Tropf hängen, was sich überlebt hat“, betonte der rheinische Vizepräses Christoph Pistorius im Vorfeld der für die rheinische Landessynode geplanten Debatte über alternative Kirchensteuerverteilung.
Ich habe mich gefragt, wer legt da eigentlich fest, was sich „überlebt“ hat – und wer an wessen „Tropf“ hängt. Und ich habe befürchtet, dass es wie beim inzwischen längst von allen kirchlichen Ebenen als gescheitert angesehenen Reformprozess „Kirche der Freiheit“ wieder teuer und schlecht beratene, die Erfahrungen in den Gemeinden merkwürdig unabgefragt  lassende „Leitende“ sind, die in einem pseudo-presbyterial-synodalen Prozess das „Überlebte“ in erster Linie wieder bei den Gemeinden ausmachen.
Bestärkt hat dabei meine Befürchtungen auch für meine westfälische Landeskirche die jüngste Haushaltsrede unseres Vizepräsidenten Dr. Arne Kupke, der „ein Thema in besonderer Weise“ aufrufen will: „alternative Finanzierungsformen“ – und dann gleich wieder – ohne jede Anerkennung all der gemeindlichen, zum großen Teil ehrenamtlichen auch finanziellen Anstrengungen wieder bei den Gemeinden ist: „Mancher (macht) da noch gar nichts. Das geht nicht.“  
Ich empfehle auf der Grundlage unserer Kirchenordnung dringend wieder einen reformatorischen Perspektivwechsel: Kann es nicht sein, dass vieles bei den Diensten, leitenden Ämtern und Gremien auf landes- und kreiskirchlicher Ebene am „Tropf“ der Gemeinden hängt, die unspektakulär und menschennah ihre Arbeit tun, soweit ihnen das unter den inzwischen nicht nur nach meinem Empfinden unverantwortlich beschränkten Bedingungen überhaupt noch möglich ist? Die Gemeinden mit ihren vielen Ehrenamtlichen haben sicher mehr verdient als immer nur diesen Anachronismus-Verdacht, Sparappelle und oft inhaltlich nebulös bleibenden, offensichtlich auch nur finanziell motivierten „Innovations“-Druck.
Burckhardt Hölscher, Iserlohn-Letmathe