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Rabbiner Teichtal: Ganze Gesellschaft muss Juden schützen

Die Mehrheit der Gesellschaft sei offen und tolerant, sagt der Berliner Rabbi Yehuda Teichtal. Doch manchmal fehle der Gesellschaft das Rückgrat.

Der Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal fordert mehr Engagement für jüdisches Leben
Der Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal fordert mehr Engagement für jüdisches LebenImago / Sabine Gudath

Der Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal fordert ein stärkeres gesellschaftliches Engagement für Jüdinnen und Juden. Nicht nur Politiker und Behörden müssten “alles dafür tun, dass das jüdische Leben geschützt wird”, sagte Teichtal in einem Interview der Berliner Morgenpost. Notwendig sei auch eine “deutliche Botschaft der Zivilgesellschaft”, betonte der Leiter der jüdischen Chabad-Gemeinde.

Teichtal räumte ein, “dass die Mehrheit der Gesellschaft offen und tolerant ist”. Deshalb habe die Chabad-Gemeinde ihre Einrichtungen bewusst nicht geschlossen, als die Hamas einen “Tag des Zorns” ausgerufen habe. Manchmal fehle in der Gesellschaft jedoch “das Rückgrat, aufzustehen und das zu sagen, was wir klipp und klar erwarten”. So müssten die Lehrkräfte in den Schulen den kleinsten Ausdruck von Antisemitismus sofort zum Thema machen. “Es zu ignorieren, würde eine weitere Eskalation nach sich ziehen. Wir dürfen keine Toleranz für Intoleranz zeigen.”

Rabbiner Teichtal: Müssen uns deutlich positionieren

Der orthodoxe Rabbiner warnte vor Zuständen, “dass wir den Leuten sagen müssen: Nimm besser deine Kippa ab oder verstecke deinen Davidstern. Nein, nein, nein, das wäre eine furchtbare Situation”. Von Bedrohungen gegen Jüdinnen und Juden müssten sich alle Menschen betroffen fühlen. “Ob auf dem Spielplatz, beim Einkaufen, beim Spaziergang im Park oder im Gespräch mit Nachbarn muss sich jeder deutlich positionieren”, so Teichtal. Er betonte: “Jene, die heute gegen Juden sind, sind morgen gegen Frauen, übermorgen gegen Homosexuelle und schließlich gegen alle Menschen in der Demokratie.”