Sie war im 19. Jahrhundert eine bekannte Kinderbuchautorin: Doch Tony Schumacher schrieb nicht nur, sie sammelte auch Puppen – über ihr weltweites Netzwerk auch aus Übersee. Heute ist dies “ein Stück Kolonialgeschichte”.
In Ludwigsburg ist ab Sonntag eine Ausstellung mit zahlreichen Puppen und deren Kolonialgeschichte zu sehen. Über Jahrzehnte hinweg habe die Ludwigsburger Kinderbuchautorin Tony Schumacher ab 1884 über weltweite Kontakte mehr als 200 Puppen zusammengetragen, teilte das Ludwigsburg Museum am Freitag mit. Sie habe sich dabei auch Puppen aus Übersee zuschicken lassen, darunter aus Nordamerika, Westafrika und Ozeanien. “Heute zeigen uns Schumachers Puppen, dass auch in Ludwigsburg ein Stück Kolonialgeschichte verborgen liegt”, hieß es.
Die Ausstellung werfe einen kritischen Blick auf den Sammeleifer von Schumacher (1848-1931) und verfolge die Wege der Puppen. In der Schau erzählen 16 ausgewählte Puppen ihre Geschichte in Hörstücken. Zu sehen sind etwa in Lederanoraks gekleidete, geschnitzte Puppen aus Labrador im Osten Kanadas oder eine Ahnenfigur der Minderheit Iatmul auf Papua-Neuguinea. Der Titel der Ausstellung, die bis 28. September gezeigt wird, lautet “Geliebt und geraubt. Puppenkosmos Tony Schumacher”.
Dabei werde deutlich, “dass koloniale Strukturen nicht nur in großen Metropolen wie Berlin wirksam waren, sondern auch Städte wie Ludwigsburg geprägt haben”, erläuterte Kuratorin Anna Rudi. Die Autorin und Sammlerin selbst habe ihre Puppensammlung mit den Worten charakterisiert: “Im Kleinsten zeigt sich die ganze Welt”.